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H.-Gilhofer-und-H.-Ranschburg-Aktiengesellschaft <Luzern> [Hrsg.]
Bibliothek Alexander Fürst Dietrichstein, Schloß Nikolsburg, Č.S.R. (Band 1): Bestehend aus den Sammlungen des Nürnberger Humanisten und Stadtarztes Hieronymus Münzer (Monetarius), 1440 - 1508, dessen Schwiegersohn und Erbe Hieronymus Holzschuher, Freund Albrecht Dürer's 81469 - 1529), und des Ferdinand Hoffman, Freiher auf Grünpühel und Strechau (1540 - 1607): Versteigerung in Luzern: Dienstag, den 21., und Mittwoch, den 22. November 1933 (Katalog Nr. 11) — Luzern, 1933

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https://doi.org/10.11588/diglit.5580#0021
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Steyr bis Leoben. Ferdinand war sein dritter Sohn, 1540 von Kaiser Fer-
dinand I. selbst in Graz aus der Taufe gehoben. Von 1575 bis 1584 wärt
er Burggraf von Steyr und residierte dort, 1586 jedoch erwarb er einige
wertvolle Herrschaften in Böhmen und Mähren und lebte fortan meist
am Hofe Rudolfs II. in Prag. In dieser Gesellschaft war er ein Sammler
unter Sammlern und wie der Kaiser mit Leidenschaft dem Ausbau sei-
ner „Kunstkammer" nachging, so sammelte Hoffman in großem Stile
nicht nur Bücher, sondern wie wir gleich sehen werden, auch ganze Bi-
bliotheken. Als er 1607 in Prag starb, umfaßte seine Bibliothek mehr ah
10.000 Bände, die meisten in rotes Maroquin oder grünes Pergament ge-
bunden, mit seinem Wappen geschmückt, alle aber mit einem seiner
schön gestochenen Exlibris (das größte, für die Folianten, ist ein schöner
Kupferstich nach Göndelach von L. Kilian), ausgestattet. (Siehe Ta-
fel 39).

Ferdinand Hoffmans Bibliothek erbte sich in seiner Familie fort bis
seine letzten direkten Deszendenten, seine Urenkelinnen Maria Elisabeth
und Johanna, sie ihrem Vormund, dem Fürsten Dielrichstein zum Dank
für die Führung ihrer Vormundschaft übermachten. Bevor der Fürst je-
doch die Schenkung annehmen durfte, mußte er auf Befehl des Kaisers
die Bibliothek durch die Brünner Jesuiten untersuchen und von ketzeri-
schen Büchern säubern lassen, denn was von den Hoffman von Grün-
büchel herstammte, jenen Führern der steirischen Lutheraner, war von
vornherein äußerst verdächtig. In der Tat: 842 Bände wurden von den
fürsorglichen Patres ausgeschieden und befinden sich heute noch in der
Olmützer Studienbibliothek, darunter eine eigenhändige umfangreiche
Handschrift Melanchthons.

Die Bibliothek Ferdinand Hoffmans stammt in der Hauptsache aus
vier Quellen. Zunächst aus seinen Erwerbungen damals neu erschiene-
ner Bücher, die er, wie gesagt, sorgfältig binden ließ, ferner aus einem
gewissen Grundstock älteren Hoffman sehen Familienbesitzes und an-
derer steirischer Provenienzen (Rottermann u. a.), die zu irgend einem
Zeitpunkt aus einer der steirischen Herrschaften in die Strechauer Bi-
bliothek gekommen sein mögen; ebenso aus einigen sehr interessanten
älteren Büchern und Handschriften böhmischer Provenienz, die er wäh-
rend seines Aufenthaltes in Prag erworben haben muß. Der interessan-
teste und wertvollste Teil von Hoffmans Sammlung aber entpuppt sich
als die vollständig konservierte Bibliothek jenes Hieronymus
H olz schuher, dessen ehrliches und gescheites Gesicht der ganzen
Welt durch D ü r e r ' s Porträt wohlbekannt ist. Wie die Bücher jenes
Nürnberger Patriziers, der 1529 starb, an Hoffman gekommen sind, ist
nicht völlig aufgeklärt.

Holzschuher erwarb diese Bücher teils in seiner Studienzeit in Pa-
 
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