Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Gilhofer & Ranschburg; Gilhofer, Buch- und Kunstantiquariat
Katalog (Nr. 266): Luther und seine Zeit: Reformation und Humanismus : eine reichhaltige Sammlung von Originalausgaben Luthers und Melanchtons dabei die erste Ausgabe von Luthers Thesen, 1517 : seltene Flugschriften von Förderern und Gegnern der Reformation: Andrea, Barnes, Bullinger ... : ferner kostbare Bibel-Ausgaben darunter die erste deutsche Bibel, Straßburg, Metelin, 1466, die dritte deutsche Bibel, Augsburg, Zainer, 1474, etc. : wertvolle Holzschnittbücher und zeitgenössische Portraits — Wien: Buch- und Kunstantiquariat Gilhofer & Ranschburg, 1937

DOI Seite / Zitierlink:
https://doi.org/10.11588/diglit.52680#0038
Überblick
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
D. MARTIN LUTHER
1483-1546
Schweizer Franken
205 Luther, Martin. Eigenhänd. und vollsignierter Brief an Frau Anna von
der Dame in Wendishayn. (Wittenberg), 13. Nov. 1534. 1 S. 4. Getruckt:
(zuerst) Dr. Herrn. Peter, i. d. Leipziger Zeitung. 1897. Nr. 134, Beil. I. 2550.—
Höchst interessanter u. charakteristischer Brief, der einen Einblick in die dama-
ligen politischen und wirtschaftlichen Zustände gewährt. „Käthe“ (Katharina von
Bora), Luthers Frau, wird erwähnt. Gedruckt u. erläutert in „Dr. Martin Luther’s
Briefwechsel“, hrsg. v. Enders. 10. Band. Calw u. Stuttgart, 1903. SS. 81, Nr. 2211.
Wir geben nachfolgend einen genauen Abdruck des ganzen Briefes mit Enders
erklärenden Anmerkungen. Adresse (auf der Rückseite):
„Der ehrbarn, tugendsamen Frauen Anna von der Dame Uz und zu Widdes-
heym meiner gonstigen guten Freundin in Christo.
Gnad und Friede in Christo. Ehrbare, tugendsame Frau! Eur Schrift hab ich
vernommen, und ist mir je leid eur Leiden; unser Herr Christus tröste und stärke
euch sampt eurm lieben Hausherrn! Der Teufes ist dem Wort Gottes feind,
darumb gehet er umbher und sucht allenthalben eine Lucken, da er zu uns kom-
men möge und uns martern, und sollten« auch unsre Freunde thun, die uns
billiger helfen und rathen sollten. Mein gnädigster Herr, der Kurfürst, ist itzt
nicht in Landen, kompt vielleicht für Weihnachten kaum heim für den Geschäf-
ten. Wer der Munch sei und wer zur Puche regiert, rveiss ich nicht, will aber
die Visitatores fragen, wie (es) steht, und helfen schreiben an sie; das Beste wir
können. Was schadet«, ob ihr die Pathe zu torgau auch anriefet umb Rat und
Hülfe, vielleicht könnten sie etwas ausrichten. Hiemit Gott befohlen. Amen.
Meine Käthe und ich grüssen eurn lieben Hausherrn freundlich, und Gott sei
mit euch. Freitag nach Martini 1534.
Marthinus Luther D.“
Ueber das mit Luther befreundete Ehepaar Dame vgl. Luther’s Briefwechsel
hrsg. v. Enders Nr. 2065/2; 2113/1; Auch in Wendishayn waren die Verhältnisse für
das Dame’sche Ehepaar zunächst ungünstige. Der dortige Pfarrer, nur äußerlich
ein Freund des Evangeliums, war ein Commissär des Bischofs in Meissen. Auch der
einflußreiche Förster in Buch, in unserm Brief der „Münch zur Puche“ genannt,
wurde noch geduldet, obgleich er zu sagen pflegte, daß er seinen eigenen Sünden
nicht so feind sei, als den Sequestratoren, da die letzteren häufig nur die fiskali-
schen Interessen im Auge hatten. Von diesen Beiden wird das um seines Glaubens
willen vertriebene Ehepaar Manches zu leiden gehabt haben. Dazu kam ein öfter
zu Tage tretender Zwiespalt zwischen den Visitatoren und den Sequestratoren, da
die letzteren häufig nur die fiskalischen Interessen im Auge hatten, worüber Lu-
ther mehrfach klagte, vgl. z. B. Nr. 2041/5. Die zweite Visitation in Meissen, 24. bis
28. März 1534, die auch auf Wendishayn sich erstreckte, wird es mit den Dame’s
gut gemeint haben; als aber die Sequestratoren auf ihrer Rundreise dorthin ka-
men, scheint es ihnen übel ergangen zu sein; vielleicht waren auch die Dame’s der
wirtschaftlichen Verwaltung des Gutes nicht gewachsen. Fürs Erste gelang es Lu-
thern, die Gefahr von ihnen abzuwenden, 1536 verlängerte ihnen sogar der Kur-
fürst die Nutznießung auf weitere 3 Jahre; als aber nach deren Ablauf die Seque-
stratoren wiederum ungünstig über sie berichteten, wurde das Vorwerk ihnen ent-
zogen. Ueber ihr weiteres Ergehen ist nichts bekannt. (Peter 1. c.).
In der Bugfalten etwas eingerissen, wobei die Schrift stellenweise ganz unbe-
deutend gelitten hat. Der Brief ist aufgezogen, aber so, daß die auf der Rückseite
geschriebene Adresse sichtbar ist.
Von größter Seltenheit.
Siehe Frontispiz.
206 Luther, M. Werke. Kritische Gesamtausgabe. 56 Bde. Weimar 1883—1913. 4.
Orig.-Hfzbde. mit Rvg. 750.—
Abt. I: Werke. Bd. 1—10 I 1, 10 II, III, 11—171, 18—20, 23—301—III, 311, 32—
341, II, 36—38, 401, II, 41—43, 45—47, 49, 50.
Abt. II: Tischreden. Bd. 1, 2. — Abt. III: Die deutsche Bibel. Bd. 1—3, 5.

KATALOG 266 - PREISE IN SCHWEIZER FRANKEN.
 
Annotationen