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Ginter, Hermann
Birnau am Bodensee — Augsburg, 1928

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https://doi.org/10.11588/diglit.23863#0009
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BIRNAU AM BODENSEE

Unweit der alten Reichsstadt Überlingen, die in ihrer Geschichte Lase
so packende Züge stolzer Heldenhaftigkeit enthält, in deren Win-
keln und Gassen, Toren und Türmen so unendlich viel des Reiz-
vollen sich birgt, deren Münster so beredt zu erzählen weiß von
selbstbeAvußtem Bürgersinn und tiefster Gläubigkeit, liegt die Wall-
fahrtskirche Birnau. Verwurzelt und verwachsen mit der paradie-
sisch schönen Landschaft, thront sie wie eine Königin auf einer
Anhöhe an dem See, welcher nach der ehemaligen Reichsstadt den
Namen Überlingersee trägt, und schickt ihre freundlichen Grüße
über die nimmermüden Wellen hinüber zum waldreichen, tief-
schattigen Rücken des Bodan.

BiernoAve, Birnhuwe, Birnowe, Birnow, Birnaw, Bürnau sind die Geschichte,
alten Namensformen unseres Heiligtums, das früher nicht an der A1 irnau
heutigen Stelle, sondern auf dem „Bühl" über Nußdorf, noch
näher bei Überlingen, lag und seit sehr alter Zeit ein viel besuchtes
Marienbild barg. Die älteste Marienwallfahrtsstätte in Schwaben soll
hier bestanden haben. Erstmals urkundlich erwähnt wird Birnau im
Jahre 1222, da die Ritter Walter, Rudolf und Marquard von Vatz
in Graubünden ihre Rechte dem Kloster Salem schenkten. Daß in
jener Zeit schon eine Kirche bestanden haben muß, schließen wir
aus einer Schenkung des Heinrich von Tüfingen und seiner Ehe-
frau Adelheid an die „sorores de Birnowe" (Schwestern zu Birnau).
Daß Salem nicht nur im Besitz von Zehnten zu Birnau war, sondern
auch Grund und Boden zu eigen hatte, geht aus einer Urkunde vom
5. Mai 12Iii hervor, nach der Abt und Konvent zu Salem auf
inständiges Bitten der Übcrlinger diesen ihr Birnauer Gut als Hut-
weidc bei Wahrung all ihres Eigentumsrechtes um 75 Mark Silber
überlassen. Das Schriftstück besagt, daß der klösterliche Besitz
eine Schenkung der Freiherren Ulrich und Konrad von Bodman
wie des Berthold von Stoffeln sei. Bis zum Jahre i384 wurde der
Gottesdienst an der Marienkapelle von Weltgeistlichen betreut, denen
dann Mönche des Klosters Salem folgten, nachdem das genannte
Jahr mit Gulheißung Urbans VI. die völlige Einverleibung Birnaus

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