scher Handlung anschickt, wobei der Rhythmus des Bewegungs-
motivs von faszinierender Wirkung ist. Feuchtmayer zeigt sich in
den Figuren der Birnauer Altäre wie in den noch zu besprechenden
Stationen und Galeriebüsten als ganz hervorragend begabten Plasti- Abb-15'16'10
ker. Wenn wir im Barock jenes künstlerische Schaffen erkennen,
das die Elemente der Renaissance aufnimmt und sie mit höchster
Intensivität belebt und verwendet, dann hat diese Tendenz im Rokoko
ihren Zenith erreicht: der Gesamtdekor eines Innenraumes wie zu
Birnau ist mit höchstgesteigertem Leben erfüllt und durchpulst.
Auch die Einzelheiten haben auf der Skala des Ausdruckes den
höchsten Grad erreicht und sind in nervösester Hochspannung. Als
Typus solchen Fühlens und Schaffens ist Feuchtmayer eine inter-
essante Gestalt.
Der dem Rokoko folgende Klassizismus brachte ein sehr starkes
Abdämmen. Am Birnauer Hochaltar stehen die beiden Perioden nicht
eben sonderlich freundlich einander gegenüber. Was der neue Geist
aus der Altarrückwand mit dem zarten Alabasterrelief im Gesamt-
aufbau erwirkt hat, haben wir bereits festgestellt. Auch der Thron
des Wallfahrtsbildes mit den beiden Engeln zur Seite, kann nicht
befriedigen. Etwas sympathischer ist der Altartisch mit Tabernakel-
aufbau (Türenrelief: David undAbigail), wobei aber wiederum Taber-
nakel und Expositionsnische einen harten Übergang zeigen, der im
Rokoko undenkbar wäre. Anmutig dagegen die beiden seitlichen
Puttengruppen, echte Kinder Dürrs und Wielands, die in den sale-Abb-11
mischen Puttengruppen so viel des Schönen geleistet haben. Das
Madonnenbild selbst ist eine vorzügliche Holzplastik aus der Zeit um Abb-2
i4oo, in dem sich hoheitsvolle Würde und mütterliche Güte zu
sympathischer Gesamtwirkung vereinigen.
Kräftie: in Farbe und Form ragt die Kanzel in den Raum hinein. Kanzel
° 0 . Abb. 4
Die Symbole der vier Evangelisten beleben in frischer und reicher
Weise: der Engelskopf (Matthäus) in der Mitte, links ein Löwe (Mar-
kus), rechts ein Stier (Lukas), während der vidier (Johannes) am
Kanzeldeckel seinen Platz gefunden hat. Als weiterer Schmuck er-
scheinen drei in Lindenholz geschnitzte und vergoldete Reliefs mit
Predigtszenen: Johannes in der Wüste, Paulus auf dem Arcopag und
Petrus (oder ein missionierender Benediktiner?). Lamm mit Buch
und Putten mit Kreuz und Kelch schließen schön nach oben ab.
An der rechten Chorwand das in üppigem Barock gehaltene Epitaph
31
motivs von faszinierender Wirkung ist. Feuchtmayer zeigt sich in
den Figuren der Birnauer Altäre wie in den noch zu besprechenden
Stationen und Galeriebüsten als ganz hervorragend begabten Plasti- Abb-15'16'10
ker. Wenn wir im Barock jenes künstlerische Schaffen erkennen,
das die Elemente der Renaissance aufnimmt und sie mit höchster
Intensivität belebt und verwendet, dann hat diese Tendenz im Rokoko
ihren Zenith erreicht: der Gesamtdekor eines Innenraumes wie zu
Birnau ist mit höchstgesteigertem Leben erfüllt und durchpulst.
Auch die Einzelheiten haben auf der Skala des Ausdruckes den
höchsten Grad erreicht und sind in nervösester Hochspannung. Als
Typus solchen Fühlens und Schaffens ist Feuchtmayer eine inter-
essante Gestalt.
Der dem Rokoko folgende Klassizismus brachte ein sehr starkes
Abdämmen. Am Birnauer Hochaltar stehen die beiden Perioden nicht
eben sonderlich freundlich einander gegenüber. Was der neue Geist
aus der Altarrückwand mit dem zarten Alabasterrelief im Gesamt-
aufbau erwirkt hat, haben wir bereits festgestellt. Auch der Thron
des Wallfahrtsbildes mit den beiden Engeln zur Seite, kann nicht
befriedigen. Etwas sympathischer ist der Altartisch mit Tabernakel-
aufbau (Türenrelief: David undAbigail), wobei aber wiederum Taber-
nakel und Expositionsnische einen harten Übergang zeigen, der im
Rokoko undenkbar wäre. Anmutig dagegen die beiden seitlichen
Puttengruppen, echte Kinder Dürrs und Wielands, die in den sale-Abb-11
mischen Puttengruppen so viel des Schönen geleistet haben. Das
Madonnenbild selbst ist eine vorzügliche Holzplastik aus der Zeit um Abb-2
i4oo, in dem sich hoheitsvolle Würde und mütterliche Güte zu
sympathischer Gesamtwirkung vereinigen.
Kräftie: in Farbe und Form ragt die Kanzel in den Raum hinein. Kanzel
° 0 . Abb. 4
Die Symbole der vier Evangelisten beleben in frischer und reicher
Weise: der Engelskopf (Matthäus) in der Mitte, links ein Löwe (Mar-
kus), rechts ein Stier (Lukas), während der vidier (Johannes) am
Kanzeldeckel seinen Platz gefunden hat. Als weiterer Schmuck er-
scheinen drei in Lindenholz geschnitzte und vergoldete Reliefs mit
Predigtszenen: Johannes in der Wüste, Paulus auf dem Arcopag und
Petrus (oder ein missionierender Benediktiner?). Lamm mit Buch
und Putten mit Kreuz und Kelch schließen schön nach oben ab.
An der rechten Chorwand das in üppigem Barock gehaltene Epitaph
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