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ARNOLD BÖCKLIN.


IE unabweisbar ost aus dem Werke eines Künftlers uns der stätige Einssuss entgegentritt, den
seine Umgebung aus ihn genommen, so gibt es andererfeits vollwichtige Talente, in deren
Entwicklungsgang auch das schärsfte Auge eine Beziehung zu ihrem äufseren Leben aufzu-
sinden nicht vermag. Schier unerklärlich erscheinen uns die Richtung ihres Geiftes, das Wefen ihrer
Anschauung, die Wahl ihrer Stoffe und die Art ihrer Geftaltung; fchier unsassbar die unausgefetzten
Wandlungen, in denen sie Zeit ihres Lebens dermassen schwanken, dass felbft das Ende ihrer Laufbahn
keinen Abfchluss, sondern nur ein Aushören bedeutet. Künstler dieser Art bewahrheiten das finnige
Wort, welches Goethe über die „problematischen Naturen" gesprochen, und pflegen, wie Böcklin's Beispiel
darthut, jene starke Anziehungskrast zu besitzen, die einem der Betrachtung würdigen Probleme
allezeit innewohnt.
Poesielos und nüchtern ist die Stadt Basel, in der Arnold Böcklin als Sohn eines wohlhabenden
Kausmannes 1827 zur Welt kam. Nicht die Erinnerung an die Römerzeit, welcher die Stadt ihren
Ursprung verdankt, nicht die sormschöne Gothik des Münsters und der malerifche Bau des Rathhauses,
nicht einmal die durch Holbein verherrlichte Kunftfammlung der Stadt vermögen den öden Eindruck
zu verwischen, den die durchaus materiell, ja banaufifch und philisterhaft zugestutzte Lebensführung
der Bewohner hervorbringt. Selbft das Raufchen des Rheines, dem Deutschen sonst ein berückender
Schall, vernimmt man unbewegt auf der alten hölzernen Brücke; der Strom, an dem man kurz zuvor
fich ergötzt hat, da er, einem Ubermüthigen Knaben vergleichbar, prasselnd und fchäumend zu Thal
niederftürzt, und welchen man im weiteren Lause bewundern wird, da er, gleich einem in besruchtender
Berggruen: Die GaUrie Schock. l Bffcilin 1
 
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