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Gesellschaft für Vervielfältigende Kunst [Editor]
Die Graphischen Künste — 4.1882

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Berggruen, Oscar: Die Galerie Schack: Peter von Cornelius
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https://doi.org/10.11588/diglit.4150#0043
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Cornelius.

Cornelius insbesondere „die Reinlichkeit und Leichtigkeit der Feder, sowie die grosse Gewandtheit im
Technischen" und verwies den Künstler auf die damals in Steindruck veröffentlichten Randzeichnungen
Dürer 's zu dem in München aufbewahrten Gebetbuche des Kaisers Maximilian. Die Zeichnungen zum
„Faust" verschasften Cornelius die Mittel zur ersehnten Reise nach Rom; der ihm befreundete Kunst-
händler Wenner übernahm gegen ein verhältnissmässig bedeutendes Honorar die Herausgabe der-
selben, sowie fünf weiterer Blätter, die in Rom gezeichnet werden sollten. In Begleitung seines Freundes
Xeller trat der Künstler Ende August 1811 die Reise zu Fuss an und stand am 14. October desselben
Jahres nach überstandenen grossen Beschwerlichkeiten vor der Porta del Popolo.
In Rom strebte die deutsche Künstlercolonie zur Zeit der Ankunft von Cornelius nach zwei grund-
verschiedenen Richtungen. Ein Theil derselben, geführt von Thorvaldsen und Koch, setzte die classischen
Traditionen von Carßens fort; der andere Theil, desfen geistige Häupter Overbeck und Schadow waren,
bildete die Gruppe der christlich-romantischen Künstler. Es war ebenso natürlich, dass Cornelius lieh
der letzteren anschloss, wie es selbstverständlich erscheint, dass Genelli ein Jahrzent später zur Fahne
von Carßens schwor. Zu Overbeck trat Cornelius in ein sehr inniges freundsehaftliches Verhältniss, das
durch mehr als ein halbes Jahrhundert ungetrübt fortbestand; doch zog er, trotz häufiger gemeinsamer
Arbeit, nicht in das verlassene Ordenshaus des heiligen Isidor, wo Overbeck, das anerkannte Haupt der
„Nazarener", mit seinen Kunstgenosfen, den sogenannten Klosterbrüdern, wohnte. Beide Künstler fühlten
sich durch die Werke der vorraffaelischen Zeit, besonders des Giotto und Masaccio angezogen und es
ist unzweifelhaft, dass Cornelius aus dem Studium derselben sich Elemente angeeignet hat, die seiner
künstlerischen Entwicklung; nachmals sehr zu Statten gekommen sind.' Höchst charakteristisch und für
die deutschnationale Richtung von Cornelius bezeichnend ist der Umstand, dass er in Rom nicht nur
fünf Blätter zum „Faust" schuf, um den Cyclus zu vollenden, sondern auch anfing, sich mit der
Nibelungensage zu beschäftigen und Compositionen zu derselben mit der Feder für den Kupferstich zu
zeichnen. Selbst in den wenig befriedigenden Reproduktionen, welche diesen Zeichnungen des jungen
Meisters zu Theil geworden sind, verfolgt man nicht ohne Bewunderung, wie derselbe den deutsehen
Geist erfasst und mit durchschlagender Kraft herausgearbeitet hat, obgleich sein eigener Stil noch nicht
zum Durchbruch gelangt war und man den Einssuss Dürers neben dem der alten Italiener deutlich
merkt. Soviel stand aber bei Cornelius gleich zu Beginn seiner künstlerischen Laufbahn fest, dass er,
wie Pecht2 ihm mit vollem Grund als Verdienst anrechnet, den „Bruch mit den Traditionen des durch
die Schule von Mengs erst recht wieder aufgefrischten Zopfes gründlich vollziehen werde." Dass er
auch die antikisirende Richtung von Carfiens von sich wies, obgleich er ihre unbestreitbare Berechtigung
und ihren Werth anerkannte, ist im Hinblick auf die schulbildende Kraft von Cornelius und auf das
spätere Auftreten von Genelli als ein Glück für die Entwicklung der deutsehen Kunst anzusehen. Noch
bedeutungsvoller wurden in dieser Hinsicht die berühmten Frescomalereien in der Ca/a Bartholdy.
Der 1815 als preussischer General-Consul nach Rom gekommene kunstsinnige Jacob Salomon Bartholdy
wurde von Cornelius beredet, sein neu erworbenes Wohnhaus, den Palazzo Zuccaro auf dem Monte
Pincio, mit Fresken schmücken zu lassen; im Interesse der Sache erboten sich, ausser Cornelius, auch
seine Freunde Overbeck, Wilhelm Schadow und Philipp Veit, die Arbeit gegen blosse Beistellung des
Materiales und ihres bescheidenen Lebensunterhaltes zu leisten. Voll Lust und Begeisterung gingen
die Künstler an das Werk und noch im hohen Alter pflegte Cornelius nicht ohne freudige Rührung an
die Zeit zu denken, in welcher er, mit lieben Kunstgenossen vereint, zuerst an eine monumentale Aufgabe
herangetreten war. Man wählte die Geschichte des ägyptischen Joseph zum Gegenstand der Darstellung
1 Vgl. Cornelius, der Meister der deutsehen Malerei von Hermann Riegel, Hannover, Carl RümpUr, 1870, S. 40 fs.
2 Friedrich Recht: ,,Deutsche Künstler des 19. Jahrhunderts", Nordlingen, C. H. Beck, 1879, I. Reihe, S 13.
 
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