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Galerie Schuck.
Ein glückliches Geschick versetzte Cornelius gleich bei seiner Geburt in eine der Entfaltung seiner
Gaben günstige Umgebung. Als er am 23. September 1783 in Düsseldorf zur Welt kam, befand sich
daselbst noch die herrliche Gemäldesammlung, welche heute in der Pinakothek zu München bewundert
wird, und sein Vater Aloisius, ein nicht ungeschickter Maler, war Inspector derselben. Der kleine Peter
tummelte sich stets in der Galerie herum, wo ihn die Bilder von Rubens besonders angezogen haben
sollen, und gab schon als Kind so grosse Beweise seiner Anlagen für die Kunst, dass ein Freund des Hauses1
einst voll Erstaunen ausrief: „Nehmt mir das Kind in Acht! Das wird ein Überflieger!" Nach Voll-
endung des zwölsten Lebensjahres wurde Peter an die Academie geschickt, welcher damals j. Peter
von Langer vorstand, ein Anhänger der classizirenden Richtung David's. Dass Cornelius schon als
Knabe solch' einem Lehrer keine Zuneigung entgegenbringen konnte, ist leicht begreiflich; dafür sprach
der Lehrer dem Schüler jegliche Begabung für die Kunst ab. „Sie wollen am Ende noch gar ein
Raffael werden," verspottete einst Langer den Zögling, der nach seinen eigenen Ideen arbeitete; dieser
aber gab ernst zur Antwort: „Aut Cäsar, aut nihil!" und behielt Recht. An dem gewählten Berufe
hielt er fest, selbst als in seinem sechzehnten Lebensjahre die Verhältnisse der Familie durch den Tod
des Vaters sich verschlimmert hatten und wohlmeinende Freunde riethen, er möge zum Handwerk des
Goldschmieds greifen. Durch Zeichnen für Kunsthändler, Malen von Bildnissen und Kirchenfahnen
und sonstiee Arbeiten erwarb er kümmerlich den Lebensunterhalt, vernachlässiate aber dabei seine
technische Ausbildung und die Erwerbung von Schulkenntnissen. Vielfache Förderung fand er in der
Familie seines Jugendfreundes Fritz Flcmming, dessen Vater ein wohlhabender Kaufmann in Neuss war;
auch wurde er zu seinem Vortheil schon als Jüngling mit Kunstfreunden, wie die Brüder Boisserec und
Canonicus Wallraff, bekannt. An den Preisaussehreibungen der Kunstfreunde in Weimar unter Goethe's
Führung betheiligte Cornelius sich von 1803 bis 1805 dreimal ohne Erfolg;" zum ersten Male wurde
sein Name durch seine Malereien in der St. Quirins-Kirche in Neuss (1806—1808) bekannt, zu denen
ihm Wallraff den Auftrag verschafft hatte und die leider um 1860 vernichtet worden sind, ohne dass
eine Abbildung derselben vorhanden wäre. Nach dem Tode seiner Mutter, 180g, fiel das letzte Band,
das ihn an seine Vaterstadt knüpfte und Cornelius dachte an eine Studienreise nach Paris, woselbst
das Louvre, Dank den Raubzügen Napoleon's, die bedeutendsten Kunstschätze der Welt enthielt,
oder nach Rom. Allein die Mittel reichten nicht aus; er konnte nur nach Frankfurt gehen, wo er
zwei Jahre zubrachte. Dort malte er für den Fürst-Primas von Dalbcrg, den bekannten Förderer der
deutsehen Literatur und Kunst, ein Ölbild, eine im Frankfurter städtischen Museum noch vorhandene
,,Heilige Familie", welche die grossartige Behandlung der Formen durch den späteren Meister schon
erkennen lässt. Das Bild gefiel dem Besteller so sehr, dass er dem jungen Künstler ein Stipendium zu
einer Reise nach Rom unter der Bedingung anbot, dass dieser die damals moderne französische Manier
sich eigen mache; Cornelius aber war einsichtsvoll und ehrlich genug, den Antrag zurückzuweisen, was
ihm recht schwer angekommen sein mag. In Frankfurt entstanden ferner mehrere Temperabilder mytho-
logischen Inhaltes zum Schmucke eines Hauses, dann Zeichnungen und Illustrationen, sowie mehrere
in Öl gemalte Bildnisse. Für die weitere Entwicklung von Cornelius wurde aber seine Beschäftigung
mit Shakefpearc, mit Goethes „Faust", mit der Nibelungensage und mit dem „Cid" in Herders Über-
setzung zum Zwecke von Illustrationen am bedeutungsvollsten. Auf den Rath der Freunde, mit denen
er in Frankfurt am meisten verkehrte, der Maler Mosler und Xcllcr, sowie des Kupferstechers Barth,
machte er sich zunächst an den „Faust" und entwarf bis zum Frühjahre 1811 sieben Federzeichnungen
zu Goethe's Meisterwerk. Dem Dichter gefielen dieselben sehr; er lobte in seinem Danksehreiben an

1 Peter von Cornelius, von Ernst Förfler (Berlin, Georg Reimer, 1874) I. Bd. S. 6.
2 Peter von Cornelius, von Alsred Freiherrn von Wohogen, Berlin, Carl Duncker, 1867. S. 9.
 
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