HOLLÄNDISCHE BILDNISSMALER,
Nr. 661. Michiel Jansz. van Miereveld. Lebensgrosses Brustbild des Kupferstechers
Willem Jacobsz Delff. Bezeichnet Aetatis 57. A°. r6j8. M. Miereveld. Eichenholz. Höhe 0701,
Breite 0-587. — Radirung von L. Kühn.
Nr. 809. Anthoni Palamedesz genannt Stevaerts. Bildniss der Anna Constantia de
Beywegh. Bezeichnet mit dem Namen der Dargestellten und ANNO söjj. Eichenholz. Höhe 0^500,
Breite o'4oo — Radirung von L. Kühn.
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!J?i^ IE Bildnisse holländischer Meister in der Schweriner Galerie entsprechen nicht ganz den
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I-Lä&l Gemälden, welche die Sammlung aus anderen Gebieten der holländischen Malerei besitzt; weder
nach ihrer Zahl noch auch nach ihrer künstlerischen Bedeutung. Eine kleine Zahl derselben, die der
Schule von Rembrandt oder Hals angehören, haben wir schon kennen gelernt: einige wenige werden
uns später noch beschäftigen, da sie von Malern des Sittenbildes herrühren. Hier seien nur die auf die
eigentlichen Bildnissmaler Holland's zurückgehenden Porträts kurz zusammengestellt.
Michiel Janzsoon van Miereveld, der gefeierteste Bildnissmaler seiner Zeit in Holland, ist in dem
Brustbild des Kupferstechers VV. J. Delsf (Nr. 661) besonders gut vertreten. Dr. Schlie hat in dem
früher namenlosen Bilde nach einer Zeichnung von T. H. Jelgersma das Bildniss jenes bekannten
Stechers, welcher der Schwiegersohn von Miereveld war, zweifellos festgestellt. Die Radirung von
L. Kühn bietet hinreichend Gelegenheit, den Vergleich mit jenem Stiche anzuflehen. Wie die Inschrift
beweist, gehört das Gemälde zu den spätesten Werken des Künst-
lers. Die Vorzüge dieses Bildes: lebendige Auffassung', weiche und
beinahe breite Behandlung, feiner grauer Ton, beweisen, dass die
zahlreichen nüchternen und geringen Bildnisse des Miereveld keines-
wegs auf Rechnung seines Alters gesetzt werden können. Offenbar
CrLsaUs; £7.
A° 1638.
A/l A/l ' Ja^ hatte der Künstler, wie A. van Dyck und andere gleichzeitige Mode-
maler, verschiedene Gehilfen, denen er die Ausführung der meisten
Bildnisse überliess; namentlich die zahlreichen Fürstenbildnisse, von denen Wiederholungen über Wieder-
holungen bei ihm bestellt wurden. Als solche Gehilfen sind urkundlich sein Schwiegersohn Jacob Delff
und Hendrik van Vliet erwähnt. Nur daraus liesse sich einigermassen die ganz ausserordentliche Zahl
von fünftausend Bildnissen Miereveld's erklären, von welcher Houbraken spricht. Da aber jetzt, alle
jene Atelierarbeiten eingerechnet, kaum der zwanzigste Theil dieser Zahl als Werke des Miereveld
nachweisbar sind, selbst wenn man manche fragliche und vermuthungsweise dem Künstler beigemessene
Bildnisse mitrechnet, so kann jene Angabe nur als eine grosse Übertreibung angesehen werden.
Die Schweriner Galerie besitzt noch zwei andere Bildnisse unter Miereveld's Namen, die wenig
umfangreichen Brustbilder eines Mannes und einer Frau (Nr. 662 und 663). Die Bezeichnung des
ersteren ist wohl richtig; die individuelle Auffassung, der feine kühle Ton und die weiche Pinseiführung
entsprechen der Art des Künstlers, der uns hier gleichfalls vorteilhaft entgegentritt. Das weibliche
Bildniss, als Gegenstück bezeichnet, ist so vollständig und in so roher Weise übermalt, dass ein sicheres
Urtheil über dasselbe nicht abgegeben werden kann. Doch spricht der Umstand, dass schon die
Nr. 661. Michiel Jansz. van Miereveld. Lebensgrosses Brustbild des Kupferstechers
Willem Jacobsz Delff. Bezeichnet Aetatis 57. A°. r6j8. M. Miereveld. Eichenholz. Höhe 0701,
Breite 0-587. — Radirung von L. Kühn.
Nr. 809. Anthoni Palamedesz genannt Stevaerts. Bildniss der Anna Constantia de
Beywegh. Bezeichnet mit dem Namen der Dargestellten und ANNO söjj. Eichenholz. Höhe 0^500,
Breite o'4oo — Radirung von L. Kühn.
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!J?i^ IE Bildnisse holländischer Meister in der Schweriner Galerie entsprechen nicht ganz den
atrj r ö
I-Lä&l Gemälden, welche die Sammlung aus anderen Gebieten der holländischen Malerei besitzt; weder
nach ihrer Zahl noch auch nach ihrer künstlerischen Bedeutung. Eine kleine Zahl derselben, die der
Schule von Rembrandt oder Hals angehören, haben wir schon kennen gelernt: einige wenige werden
uns später noch beschäftigen, da sie von Malern des Sittenbildes herrühren. Hier seien nur die auf die
eigentlichen Bildnissmaler Holland's zurückgehenden Porträts kurz zusammengestellt.
Michiel Janzsoon van Miereveld, der gefeierteste Bildnissmaler seiner Zeit in Holland, ist in dem
Brustbild des Kupferstechers VV. J. Delsf (Nr. 661) besonders gut vertreten. Dr. Schlie hat in dem
früher namenlosen Bilde nach einer Zeichnung von T. H. Jelgersma das Bildniss jenes bekannten
Stechers, welcher der Schwiegersohn von Miereveld war, zweifellos festgestellt. Die Radirung von
L. Kühn bietet hinreichend Gelegenheit, den Vergleich mit jenem Stiche anzuflehen. Wie die Inschrift
beweist, gehört das Gemälde zu den spätesten Werken des Künst-
lers. Die Vorzüge dieses Bildes: lebendige Auffassung', weiche und
beinahe breite Behandlung, feiner grauer Ton, beweisen, dass die
zahlreichen nüchternen und geringen Bildnisse des Miereveld keines-
wegs auf Rechnung seines Alters gesetzt werden können. Offenbar
CrLsaUs; £7.
A° 1638.
A/l A/l ' Ja^ hatte der Künstler, wie A. van Dyck und andere gleichzeitige Mode-
maler, verschiedene Gehilfen, denen er die Ausführung der meisten
Bildnisse überliess; namentlich die zahlreichen Fürstenbildnisse, von denen Wiederholungen über Wieder-
holungen bei ihm bestellt wurden. Als solche Gehilfen sind urkundlich sein Schwiegersohn Jacob Delff
und Hendrik van Vliet erwähnt. Nur daraus liesse sich einigermassen die ganz ausserordentliche Zahl
von fünftausend Bildnissen Miereveld's erklären, von welcher Houbraken spricht. Da aber jetzt, alle
jene Atelierarbeiten eingerechnet, kaum der zwanzigste Theil dieser Zahl als Werke des Miereveld
nachweisbar sind, selbst wenn man manche fragliche und vermuthungsweise dem Künstler beigemessene
Bildnisse mitrechnet, so kann jene Angabe nur als eine grosse Übertreibung angesehen werden.
Die Schweriner Galerie besitzt noch zwei andere Bildnisse unter Miereveld's Namen, die wenig
umfangreichen Brustbilder eines Mannes und einer Frau (Nr. 662 und 663). Die Bezeichnung des
ersteren ist wohl richtig; die individuelle Auffassung, der feine kühle Ton und die weiche Pinseiführung
entsprechen der Art des Künstlers, der uns hier gleichfalls vorteilhaft entgegentritt. Das weibliche
Bildniss, als Gegenstück bezeichnet, ist so vollständig und in so roher Weise übermalt, dass ein sicheres
Urtheil über dasselbe nicht abgegeben werden kann. Doch spricht der Umstand, dass schon die