FERDINAND GEORG WALDMÜLLER
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Oskar Berggruen.
^U der äusserst geringen Zahl österreichischer
Künstler aus der ersten Hälfte des neunzehnten
Jahrhunderts, denen es gelang, nicht bloss in der
Heimat Anerkennung zu finden, sondern ihren
Namen auch jenseits der damals ängstlich be-
hüteten Grenzen ihres Vaterlandes bekannt zu
machen und ihren Werken den Weltmarkt zu er-
schliessen, gehört Ferdinand Georg Waldmüller.
Dieser Wiener Künstler, dem leider erst nach
seinem Hinseheiden die verdiente Werthschätzung
voll zu Theil wurde, ist zugleich vermöge seines
Lebenslaufes wie seiner Leistungen in höchstem
Grade charakteristisch für jene Epoche des geisti-
gen Lebens seiner Vaterstadt, die zwischen der
erleuchteten Regierung des Kaisers Joseph II.
und den befreienden Ereignissen des Jahres 1848
ein halbes Jahrhundert künstlich herbeigeführten
Stillstandes bedeutet. Die Richtung, welche seine
Kunst eingeschlagen, und die vielen vorzüglichen
Eigenschaften seiner Leistungen wurzeln, gleich
den Mängeln derselben, in dem Gesammtzustande
des vormärzlichen Wiener Lebens, welcher der Entwicklung einer lebenskräftigen Kunst so wenig
zusagte und tast nur für jenes beschränkte Kunstgebiet, das Waldmüller als einer der Führer einer
kleinen Schar einheimischer Künstler mit Vorliebe bebaute, einen besonders dankbaren Boden abgab.
Dass Waldmüller bei seiner allgemeinen geistigen Veranlagung und bei jener speeifiseh malerischeh
Begabung, welche ihm auf den Gebieten der Bildnissmalerei, der Landschaft und des Stilllebens kaum
geringere Erfolge zu Wege brachte, als in der für seinen Ruf entseheidend gewordenen Genremalerei,
unter günstigeren Verhältnissen eine weit ansehnlichere Bedeutung für die deutsehe Kunst erlangt haben
würde, kann füglich nicht bezweifelt werden; er entging nicht dem Schicksal, das auf fast allen
Gebieten geistigen Schaffens die bedeutenden Kräfte, die auch im Österreich des Vormärz sich regten,
als unausweichliche Einwirkung übermächtiger Facboren hinnehmen mussten.
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F. G. Waldmüller.
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Oskar Berggruen.
^U der äusserst geringen Zahl österreichischer
Künstler aus der ersten Hälfte des neunzehnten
Jahrhunderts, denen es gelang, nicht bloss in der
Heimat Anerkennung zu finden, sondern ihren
Namen auch jenseits der damals ängstlich be-
hüteten Grenzen ihres Vaterlandes bekannt zu
machen und ihren Werken den Weltmarkt zu er-
schliessen, gehört Ferdinand Georg Waldmüller.
Dieser Wiener Künstler, dem leider erst nach
seinem Hinseheiden die verdiente Werthschätzung
voll zu Theil wurde, ist zugleich vermöge seines
Lebenslaufes wie seiner Leistungen in höchstem
Grade charakteristisch für jene Epoche des geisti-
gen Lebens seiner Vaterstadt, die zwischen der
erleuchteten Regierung des Kaisers Joseph II.
und den befreienden Ereignissen des Jahres 1848
ein halbes Jahrhundert künstlich herbeigeführten
Stillstandes bedeutet. Die Richtung, welche seine
Kunst eingeschlagen, und die vielen vorzüglichen
Eigenschaften seiner Leistungen wurzeln, gleich
den Mängeln derselben, in dem Gesammtzustande
des vormärzlichen Wiener Lebens, welcher der Entwicklung einer lebenskräftigen Kunst so wenig
zusagte und tast nur für jenes beschränkte Kunstgebiet, das Waldmüller als einer der Führer einer
kleinen Schar einheimischer Künstler mit Vorliebe bebaute, einen besonders dankbaren Boden abgab.
Dass Waldmüller bei seiner allgemeinen geistigen Veranlagung und bei jener speeifiseh malerischeh
Begabung, welche ihm auf den Gebieten der Bildnissmalerei, der Landschaft und des Stilllebens kaum
geringere Erfolge zu Wege brachte, als in der für seinen Ruf entseheidend gewordenen Genremalerei,
unter günstigeren Verhältnissen eine weit ansehnlichere Bedeutung für die deutsehe Kunst erlangt haben
würde, kann füglich nicht bezweifelt werden; er entging nicht dem Schicksal, das auf fast allen
Gebieten geistigen Schaffens die bedeutenden Kräfte, die auch im Österreich des Vormärz sich regten,
als unausweichliche Einwirkung übermächtiger Facboren hinnehmen mussten.
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F. G. Waldmüller.