DOI Artikel:
Clément-Janin, ...: Der Holzschneider Paul Colin
DOI Seite / Zitierlink: https://doi.org/10.11588/diglit.4236#0025
Paul Colin, Selbstporträt.
Nach dem Originalholzschnitt.
DER HOLZSCHNEIDER PAUL COLIN.
Paul Colin ist von Haus aus Arzt. Das ist nicht unwesentlich für das Verständnis seiner Kunst.
Seine Arbeiten zeigen, daß er gewohnt ist, scharf zu beobachten, und daß er den menschlichen
Körper von Grund aus kennt. Soweit der Arzt. Dazu aber ist er noch ein begabter Künstler und
ein selbständiger, fast eigenwilliger Geist.
Paul Colin, geboren zu Luneville am 14. August 1867, betrat nach Vollendung der gewöhn-
lichen Studien, wie sie jeder gebildete Franzose durchmacht, eine Laufbahn, die nur entfernte
Beziehungen zu den schönen Künsten hat, er widmete sich der Medizin. Dabei zeichnete er zu
seinem Vergnügen in den Mußestunden, was ihm gerade vor die Augen kam. Seine Mappen sind
voll von Skizzen, hingeworfen auf Krankenzettel, Rezepte u. s. w. Damals betrachtete er das
Zeichnen nur als Zerstreuung und die Kunst erschien ihm wie ein schöner Traum, ein heiliger Gral,
an dem den Jüngern Äskulaps verwehrt ist, die Lippen zu netzen. Dabei verraten aber seine
Zeichnungen einen sozusagen wissenschaftlichen Entwicklungsgang. Er begann mit Architekturen,
dann folgten Bäume, Tiere und endlich der Mensch: von der geometrischen Linie ging er zu der
belebten Linie über, von der toten Materie zu der Bewegung. Alle diese Skizzen des jungen
Mediziners zeigen schon ■ - zum Beispiel in der Art der Schraffierung - den geborenen Holz-
schneider. Und wirklich hatte es ihm der Holzschnitt schon früh angetan. Er sah immer »holz-
schnittmäßig«, sowie andere »malerisch, in Farben« sehen. Die erste ausgeführte Arbeit des
Studenten ist ein winziger Holzschnitt, ein Weiblicher Kopf mit Blumen. Im Jahre 1893 entstehen
drei Blätter: Die heiligen drei Könige, Der Tanz und Das Gebet an die Nacht, ausgezeichnet
durch die Sorgfalt der Zeichnung. 1894 folgen die Reihe der Sieben Todsünden, die Zeugnis
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Nach dem Originalholzschnitt.
DER HOLZSCHNEIDER PAUL COLIN.
Paul Colin ist von Haus aus Arzt. Das ist nicht unwesentlich für das Verständnis seiner Kunst.
Seine Arbeiten zeigen, daß er gewohnt ist, scharf zu beobachten, und daß er den menschlichen
Körper von Grund aus kennt. Soweit der Arzt. Dazu aber ist er noch ein begabter Künstler und
ein selbständiger, fast eigenwilliger Geist.
Paul Colin, geboren zu Luneville am 14. August 1867, betrat nach Vollendung der gewöhn-
lichen Studien, wie sie jeder gebildete Franzose durchmacht, eine Laufbahn, die nur entfernte
Beziehungen zu den schönen Künsten hat, er widmete sich der Medizin. Dabei zeichnete er zu
seinem Vergnügen in den Mußestunden, was ihm gerade vor die Augen kam. Seine Mappen sind
voll von Skizzen, hingeworfen auf Krankenzettel, Rezepte u. s. w. Damals betrachtete er das
Zeichnen nur als Zerstreuung und die Kunst erschien ihm wie ein schöner Traum, ein heiliger Gral,
an dem den Jüngern Äskulaps verwehrt ist, die Lippen zu netzen. Dabei verraten aber seine
Zeichnungen einen sozusagen wissenschaftlichen Entwicklungsgang. Er begann mit Architekturen,
dann folgten Bäume, Tiere und endlich der Mensch: von der geometrischen Linie ging er zu der
belebten Linie über, von der toten Materie zu der Bewegung. Alle diese Skizzen des jungen
Mediziners zeigen schon ■ - zum Beispiel in der Art der Schraffierung - den geborenen Holz-
schneider. Und wirklich hatte es ihm der Holzschnitt schon früh angetan. Er sah immer »holz-
schnittmäßig«, sowie andere »malerisch, in Farben« sehen. Die erste ausgeführte Arbeit des
Studenten ist ein winziger Holzschnitt, ein Weiblicher Kopf mit Blumen. Im Jahre 1893 entstehen
drei Blätter: Die heiligen drei Könige, Der Tanz und Das Gebet an die Nacht, ausgezeichnet
durch die Sorgfalt der Zeichnung. 1894 folgen die Reihe der Sieben Todsünden, die Zeugnis
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