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technik der Applikation oder der Gobelinweberei das an sich verlangen. Aber er verfügt auch über
jene verblüffende Treffsicherheit des Japaners, wenn er die Bewegung seiner auffliegenden Falken,
des hockenden Eulenpaars, das sich aneinanderduckt, seiner Reiher und flatternden Gänse mit
keinen weiteren Mitteln als mit einer richtig beobachteten markanten Kontur erschöpfend wieder-
zugeben versteht. Auch hier ist es die »Impression«, die höchst charakteristisch erfaßte Silhouette,
der diese Bewegungsbilder ihre überzeugende Wirkung verdanken. Das schlesische Museum für
Kunstgewerbe in Breslau besitzt sein schönstes Werk dieser Art, einen dreiteiligen Wandschirm,
zu dessen Bildfeldern wir hier zwei Studien wiedergeben. In Paris 1900 zeigte Ubbelohde ein
zweites ähnliches Werk von gleich konsequenter Durchführung der mosaikartigen Aufnäharbeit.
Für die Wandteppiche der Scherrebecker Webeschule hat er neben Eckmann und Vogeler die
wertvollsten Entwürfe geliefert. Märchenbilder, die ihn außer der Landschaft stets am meisten
fesselten, und die er auch als Buchschmuck mit Vorliebe behandelt, boten ihm den Stoff: Gänse-
lisl, die Königskinder, der Froschkönig sind einige davon. Gerade in diesen hat er von der Verein-
fachung der Linien auf ruhige Hauptzüge hin und von der flächenhaften Silhouettenwirkung gut
abgewogener Massen mit dem schönsten Erfolge Gebrauch gemacht. Der dekorative Fries für jenes
Kinderzimmer, das als erste Anregung in seiner Art auf der Dresdener Ausstellung von 1899 zu
sehen war, hatte ihn die ersten Versuche als Märchenerzähler machen lassen; und die naive
Einfachheit und die Phantastik, mit der er seine Wirkung da erzielt, lassen wünschen, daß er
mit seinen Märchenbildern noch viel populärer werden möge, als er es zur Zeit schon ist.

Auf dem Felde der Graphik, so reich es heute von dem jungen Geschlecht allenthalben bestellt
wird, dürfen wir jedenfalls von Otto Ubbelohde noch manch ein reifes, köstliches Werk erwarten,
das nicht in dem großen Heer des Mittelgutes untergehen wird. Er gibt Dauerndes, denn er gibt
aus Eigenem.

Bremen. Karl Schaefer.

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