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Friedrich Preller, »Am Palatino. Nach der Originalzeichnung (1829) im Besitze des Herrn Eduard Cichorius in Dresden.

zu schneiden: Früchte, Laubwerk und allerhand Zierat, zuweilen auch Tier- und Menschen-
gestalten; seine Erholung aber suchte er in den Wäldern des Ettersbergs und der weiteren
Umgebung. Und der Knabe ahmte sein künstlerisches Tun nach, begleitete ihn auf seinen Spazier-
gängen und lernte durch ihn die Natur kennen und beobachten. Als Schüler des Gymnasiums
besuchte er dann die von Goethe begründete öffentliche Zeichenschule, und hier zeigte er so viel
Eifer und Geschick, daß sein Lehrer, der Schweizer Heinrich Meyer, Goethes Freund, sich von
freien Stücken erbot, ihn auch im Malen zu unterweisen. Bald aber griff auch Goethe selber in die
Entwicklung des angehenden Künstlers hilfreich ein, und zwar so kräftig, wie vor und nach ihm
kein anderer Künstler das erfahren hat.

Was Preller in Weimar von Kunst zu sehen bekam, erweckte in ihm die Begierde, in der
Dresdner Galerie weiter zu studieren. Die Mittel dazu erwarb er sich durch Ausmalen von
Kupfern für das berühmte Bertuchsche Bilderbuch und ähnliche mühselige Arbeiten. Im Frühjahr
1821 konnte er die erste Reise nach Dresden unternehmen. Damit begann für ihn, wie er selber
sagt, ein neuer Lebensabschnitt; eine neue Welt ging ihm auf. Im Herbst kehrte er heim und
brachte treffliche Kopien nach Ruisdaels Kloster und einem Potterschen Viehstück mit, daneben
auch viele Naturstudien. Die beiden Kopien ließ Goethe für die Sammlung der Zeichenschule
ankaufen. Was aber mehr bedeutete, er bestellte den jungen Mann zu sich und trug ihm auf,
»seine Wolkenstudien ins Reine zu bringen« und dann nach eigener Beobachtung Wolkenbildungen
für ihn darzustellen — eine Beschäftigung, deren gute Früchte auf Prellers Bildern deutlich

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