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Selbst einen spezifisch modernen Beruf hat Liebenwein durch eine Gestalt der altdeutschen
Sage symbolisiert, als er dem Maschinentechniker Fritz Seidl den jungen Siegfried ins Exlibris
zeichnete, wie er im Schurzfell und mit dem Hammer vor dem Amboß steht. Eine verwandte
Komposition ist der stramme Jünglingsakt mit dem aufgestellten Fechtsäbel (Exlibris Emil Weber)
unter einer hübschen Fruchtbaum-Pergola. Schlichte, realistische Darstellungen sind in anderen
Berufsexlibris gegeben, unter denen das mit besonderer Liebe behandelte für den Wiener Litho-
graphen und Druckereibesitzer Albert Berger (unter anderem der Hersteller der wundervollen
Faksimileausgabe des Maximilianischen Gebetbuchs, Bruckmann) hervorragt. Das feine, weich-
tonige Blättchen zeigt Herrn Berger vor der lithographischen Handpresse stehend und einen
Yersuchsdruck betrachtend. Für den Architekten Adolf Muesmann, den gegenwärtigen Chef der
Stadterweiterung in Bremen, hat
der Künstler einen Maurer mit
der Mörtelkelle gezeichnet, fin-
den Rittmeister Josef Stamm
einen galoppierenden Ulanen,
wobei in der Darstellung des
Rosses eine auch sonst bei Lie-
benwein, einem passionierten
Reiter, häufig zu beobachtende
Virtuosität bewährt ist.

Eine eigene Gruppe bil-
den Liebenweins Kinderexlibris,
deren Reihe wir billig mit seinem
eigenen Söhnchen Hannsjörg er-
öffnen, das nackt auf einem
Schaukelpferd galoppiert. Die
Darstellung ist geschickt einem
Kreis eingeordnet, von dem
schwere Blattzöpfe herabhän-
gen. Reizend symbolisch ist die
Erfindung des kleinen Mädchens,
das am dunklen Waldrand, nackt
und mit erwartenden Augen, zu
fungen des Künstlers auf diesem Gebiete gedacht, in denen das landschaftliche Moment eine Rolle
spielt. Wie schön ist die Erfindung für das Buchzeichen: »Aus der Bücherei meines Vaters Josef
C. Liebenwein«. Langsam reitend und im Reiten sich umwendend entfernt sich der Sohn von dem
elterlichen Hause, das ihm mit treuherzigem Gesicht (und welches gute alte Haus hätte nicht ein
solches »Gesicht«!) nachblickt. Schwindisch gemütvoll ist das schmale Blättchen für den bekannten
Schilderer des kleinrussischen Volkslebens, den Schriftsteller Hans Weber-Lutkow, der eigentlich
Dr. Pokorny heißt und als Bezirksrichter in Wildshut bei Salzburg lebt. Das alte Schloß, das er
bewohnt, ist hier dargestellt, von den Salzachauen aus gesehen. Die dem Maler so wohlvertraute
herrliche Landschaft von Burghausen zeigt das Exlibris für die dortige Sektion des deutsch-öster-
reichischen Alpenvereins und das Wappen der Stadt kehrt wieder auf dem kostbaren kleinen
Buchzeichen für den »Stadtmuseums- und Altertumsverein«. Der barocke, schildhaltende

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Füßen des fruchtbeladenen Le-
bensbaumes kauert (Exlibris Ve-
ra von Pflügl). Durch die glück-
liche Durchbrechung dunkler
Töne mit ganz hellen Flecken
(der Leib des Kindes und die
leuchtenden Früchte) ist hier mit
den einfachsten Mitteln eine
abendlich-geheimnisvolle Stim-
mung geschaffen. Auf einem
dritten Kinderexlibris hat sich
Eulenspiegel zu den Kindern ge-
sellt (»Kinder und Narren sagen
die Wahrheit«. Tina von Pflügl).

Auch ein köstliches humori-
stisches Exlibris besitzen wir
von Liebenwein, für einen Herrn,
dessen Kälte gegen das weib-
liche Geschlecht ihm den Spitz-
namen des »Eisbären« einge-
tragen hatte (Exlibris H. Paur).

Zum Schlüsse sei einiger
der liebenswürdigsten Schöp-
 
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