Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
IHHB^^^H

Menzel in dieser Beziehung auf sich hat. Wohl ist Sievogts bisherige ornamentale Produktion viel
geringer als die Mcnzelsche. Aber sie erscheint uns hesser, reiner. Neben die genannten Titel-
blätter kann man nur die reifsten Mcnzelschen Arbeiten stellen; dagegen darf man sicher sein.
daß Slevogt uns nie mit den Geschöpfen einer sauersüßen Lithographenphantasie überraschen
wird, wie sie bei Menzel in Dingen wie beispielsweise der Adresse des 1. Garderegimentes doch
nicht ganz selten sind. Hier ist nicht nur die andere, fortgeschrittenere Zeit das Ausschlaggebende,
sondein doch wohl der höhere künstlerische Intellekt, die größere Reinheit des Stilgefühles.

Es hat den Anschein, als habe Slevogt mit dem »Lederstrumpf«, diesem bedeutendsten Werk
seiner Graphik, einen Abschluß in der Gesamtentwicklung seines Schaffens erreicht. Er ist einer
der Großmeister unserer Zeit geworden. Die Separatausstellung seiner Gemälde im Frühjahr 1911
in der Berliner Sezession, die ein Viertelhundert von Bildern aus den letzten Jahren brachte,
zeigte auch auf dem Gebiete der Malerei mit einem Schlage, mit wem man es in diesem Künstler
zu tun hat. Daß es ein Mann von eigenen Gnaden ist, der sich in harter Arbeit hier nun bis zum
Höchsten durchgerungen hat. Möglich, daß er sich jetzt vornehmlich seinem malerischen Schaffen
zuwenden und nach dieser Riesenleistung des »Lederstrumpfs« als Graphiker ein wenig ausruhen
wird. Doch dies kann bei einer so schaffensfreudigen Natur nicht von Dauer sein und wahrschein-
lich wird bei Slevogt so wie bei dem andern Großen unserer Kunst, bei Liebermann, auch für die
Zukunft die Arbeit des Graphikers neben der des Malers hergehen.

Emil Waldmann.

-

\ht\ sk'vt.^t, Aus »Ali Baba*

Verlag von Uruno Cassirer, Berlin.


 
Annotationen