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ganz jung zeigen, vorangegangen sein dürften. Von einem Versuch kann hier aber nicht die Rede
sein, das kleine Blatt ist in der vorzüglichen, wenn auch noch etwas nervös unruhigen Zeichnung
und in der Geschlossenheit der Komposition ein .Meisterwerk. Auch im Ausdruck und in der
Charakteristik übertrifft es unser gemaltes Bildnis. Man hat bei dieser Radierung die Echtheit der
Jahreszahl 1628 bezweifelt, weil das Können, das sich darin ausspricht, die Kräfte des zweiund-
zwanzigjährigen Künstlers zu übersteigen scheine; dabei wurde aber vergessen, daß die Jugend-
entwicklung großer Künstler nicht immer stetig, sondern manchmal auch sprunghaft vor sich geht
und dann manche Theorien des modernen Historikers Lügen straft. Auch gibt es aus demselben
Jahre noch eine zweite Radierung, die Rembrandts Mutter, diesmal den mit einem Tuch bedeckten
Kopf allein in voller Vorderansicht, vorstellt, und dieses Blatt ist, wenn auch viel weniger bedeutend,
so doch kaum weniger gut modelliert. Drei Jahre spater, im Jahre 1631, sind zwei radierte Porträte
der alten Frau entstanden: das eine herabblickend, die Hand auf der Brust, das andere im Profil,
sitzend, nach rechts in die Ferne blickend. Diese beiden werden weit übertroffen durch die wahr-
scheinlich um dieselbe Zeit geschaffene Radierung, die die Dargestellte in dunkler Kleidung, mit
übereinandergelegten Händen, in einem Lehnstuhl bei einem Tische sitzend zeigt, ein Meisterwerk
in Komposition, Haltung und Ausdruck. Daneben verdient eine kleine, im Jahre 1633 entstandene
Studie, die wieder nur den von einem Tuch bedeckten Kopf allein wiedergibt, kaum eine Erwähnung.
Unter den gemalten Bildnissen der Greisin von Rembrandts Hand müssen hier, abgesehen
von dem Bildchen der Sammlung des Herrn Oskar Bondy, das uns das Vorbild mehrerer Wieder-
holungen zu sein scheint, nur ein lebensgroßes Brustbild der Sammlung des Herrn von Krupp
in Essen, das in der Aufnahme und der Tracht an jene zweite Radierung aus dem Jahre 1628 erinnert,
und ein im Kostüm verwandtes, fast lebensgroßes im Schlosse zu Windsor genannt werden. Andere
Bilder zeigen die alte Frau in mehr .sittenbildlicher Auffassung, wobei es nicht sicher ist, ob es sich
um eigentliche Porträte handelt: mit gefalteten Händen betend erscheint sie in einem Bildchen der
gräflich Czerninschen Galerie in Wien, aufmerksam in einem großen Buche lesend in Gemälden der
Sammlung Lord Pembrokes in Wilton House und des Oldenburger Museums. Endlich möchten wir
an der alten Annahme festhalten, daß das berühmte Ovalbild der auf einen Krückstock gestützten
Greisin in der Wiener kaiserlichen Gemäldegalerie wirklich ein Porträt von Rembrandts Mutter ist.
Den Wert der Überlieferung dieser Benennung, die nicht weiter als in das Ende des achtzehnten
Jahrhunderts zurückreicht, möchten wir nicht allzu hoch anschlagen. Aber die Züge der Dargestellten
scheinen in der Tat dieselben zu sein wie die der radierten und gemalten Bildnisse, die wir genannt
haben. Gerade mit dem neugefundenen Porträt ist die Ähnlichkeit besonders groß, trotzdem die
Entstehung der beiden Bilder etwa ein Jahrzehnt auseinanderliegt: das der Sammlung des Herrn
Bondy muß nach seiner Malweise im Jahre 1628 oder 1629 entstanden sein, das der kaiserlichen
Gemäldegalerie trägt die Jahreszahl 1639. Das Antlitz der Alten ist auf diesem welker, faltiger und
runzeliger geworden und auf den Krückstock stützt sie sich sicherlich nicht umsonst: ein Jahr
später hat sie der Tod ereilt. Viel merklicher als die Veränderung der Zuge der alten Frau ist die,
die in diesem Jahrzehnt mit der Kunst ihres großen Sohnes vorgegangen ist. Vergleicht man beide
Bilder, so steht der tastenden Unruhe des Jünglings in dem einen die ruhige Reife des Mannes in
dem anderen gegenüber. Erst jetzt ist das Bildnis der Mutter zur vollen Einheit in Farbe, Behand-
lung und Ausdruck gediehen und erst jetzt lernen wir aus den uns bekannten Zügen den
Charakter der Dargestellten wirklich kennen, dessen gutiger Grundzug aus ihren seelenvollen
Augen uns entgegenleuchtet.

Gustav Glück.

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