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net: G. Bologna. — Federzeichnung in Braun. 88 (84) X 74 mm. - - Herkunft: Mannheimer
Sammlung. Alte Inv.-Nr. 1218, neue Inv.-Nr. 9279.

Eine erste rasch hingeworfene Idee für die berühmte Plastik, die, ursprünglich als Brunnen-
figur geplant, 1599 vollendet wurde. Von den echten Zeichnungen Giovanni da Bolognas, die
sehr selten sind, zeigt der Entwurf für die Gesamtanlage des Oceanus-Brunnens, der sich
früher in der Sammlung Oppenheimer in London befand,7 eine ähnliche Handschrift. Auch
dort eine kleinfigurige Skizze mit krauser Strichelung. Unsere Zeichnung läßt erkennen, wie
Bologna bestrebt ist, schwierige Bewegungen und Stellungen zu verflechten und harmonisch
abzustimmen. Die Zeichnung entspricht in ihren Grundzügen schon ganz der ausgeführten
Plastik. Bemerkenswert, wie bei dieser Skizze aus Bolognas Spätzeit sofort alles „saß" und
nur bei dem zum Schlage ausholenden Arm des Herkules, der dreimal geändert wurde, ein
Schwanken sich zeigt.

Federico Barocci (1535—1612): Die Madonna überreicht dem hl. Dominikus den
Rosenkranz (Abb. 4).

Entwurf für die Madonna del Rosario in Senigallia, San Rocco.8 — Rückseite: Bein- und
Gewandstudien. — Aufschrift unten rechts: trenta, oben links in derselben Schrift: 309 (rechts
oben wiederholt). Rötel. — 401 X252 mm. Alte Inv.-Nr. 6012, neue Inv.-Nr. 1934: 141. —
Herkunft: Mannheimer Sammlung. Von G. Dillis ohne Angabe eines Meisters 1804 inven-
tarisiert.

Dominikus kniet links mit stark rückwärts geneigtem Haupt nahe herangerückt an die
steil vor ihm aufgerichtete Madonna, die von Engeln umgeben ist. Unten Ordensbrüder oder
andere Heilige. Auf dem ausgeführten Gemälde kniet Dominikus in größerem Abstand von
der Madonna als einsame Gestalt auf dem Gipfel eines Hügels. Das Bild, das zwischen 1588
und 1591 entstanden ist, gehört in seiner Mischung von sehnsüchtiger Hingabe und sinnlicher
Frische zu den bezauberndsten Schöpfungen Baroccis. In unserer Kompositionsskizze scheint
des Meisters gefühlsselige Weichheit in dem leichten schmiegsamen Rhythmus der Rötellinie
mitzuschwingen.

Nach Schmarsow10 gibt es für die Komposition der Madonna del Rosario zwei Federskizzen
in den Uffizien und im Louvre und mehrere Einzelstudien für den hl. Dominikus in den
Uffizien und in der Casa Viviani in Urbino.

Derselbe: Figürliche Studien für das Gemälde in der Alten Pinakothek in München:
Christus erscheint Magdalena (Kat. 1936 Nr. 494) (Abb. 5).

Von späterer Hand bezeichnet: Federico Baroccio. — Kreide, weiß gehöht, blaues Papier
(grün verschossen), 419X280 mm. — Rückseite: Bildnisstudie eines jungen Mannes; Kreide,
Rötel, weiß gehöht. — Wasserzeichen: Mann im Kreis. Alte Inv.-Nr. 5232, neue Inv.-Nr.
13759. —■ Herkunft: Mannheimer Sammlung.

Der kräftige Männerakt entspricht in Haltung und Bewegung völlig der Christusfigur des
Münchner Bildes. Kopf, linkes Bein und rechter Arm wurden in vergrößertem Maßstab wieder-
holt, das linke Bein auch im Gegensinn.

Ahnliche Studien, die erkennen lassen, wie Barocci sich an die Formen, die ihm vorschweb-
ten, allmählich herantastete, haben sich zahlreich erhalten. Wir wissen, daß Barocci durch
Einzelstudien seine Gemälde auf das sorgfältigste vorbereitete.11 Schmarsow12 nennt

einen

7 Old Master Drawings 1927/28 (II), Tf. 27. — 8 A. Schmarsow, F. Barocci Tf. VII.

9 Diese Numerierung in Wort und Zahl geht auf einen früheren Besitzer zurück, wir treffen sie in der Gra-
phischen Sammlung in München öfters an.

10 A. Schmarsow, F. Baroccis Zeichnungen I S. 14, II S. 11, III S. 9.

11 Vgl. Filippo di Pietro, Disegni . . . di Federigo Barocci negli Uffizi. — 12 a. a. O. I, S. 16.

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