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!!. Giovanni Francesco Guercino, Studien für das Gemälde „Rückkehr des verlorenen Sohnes" in der

Pinakothek zu Turin

geführte Gemälde in der Pinakothek in Turin: Rückkehr des verlorenen Sohnes13 (Kat. 1909,
Nr. 497). Feder in Bister. 267X420 mm. Wasserzeichen: Engel. — Herkunft: Mannheimer
Sammlung. Alte Inv.-Nr. 2847, neue Inv.-Nr. 10546. Von G. Dillis ohne Angabe eines Mei-
sters 1804 inventarisiert.

Guercino hat auf unserem Skizzenblatt die Szene des Wiedersehens fünfmal abgewandelt.
Keine Fassung deckt sich freilich mit der Komposition des Gemäldes, aber einzelne Bewegungs-
motive lassen sich dort klar wiedererkennen. Man vergleiche vor alhm auf der Skizze rechts
unten, wie der alte Vater mit tief gebeugtem Haupt, schwer gekrümmtem Rücken und weit
abgespreizten Armen auf seinen Sohn zueilt, der händeringend vor ihm kniet. Die Skizzen
sind mit schwungvollen Linien und saftigen Druckern temperamentvoll hingeworfen.14 Wir
schauen bei den fünf Abwandlungen desselben Themas in die Werkstatt des schaffenden
Geistes und erleben das Ringen um Form und Inhalt. In dieser ersten stürmischen Nieder-
schrift15 hat der jugendliche Guercino die jäh aufflammende, alles überwindende Liebe des
Vaters und die hilflose Zerknirschung des Sohnes mit tiefer Einfühlung und packender Leben-
digkeit geschildert. In dem Gemälde in Turin freilich ist das Feuer, das in der Zeichnung
lodert, schon niedergebrannt.

13 H. Schmerber, Betrachtungen über die italienische Malerei des 17. Jahrhunderts Tf. 5.

14 Vgl. die artverwandte frühe Zeichnung Guercinos im Besitze des Earl of Ellesmere im Bridgewater House
in London: Herkules tötet die Hydra [Abb. Burk Mag. 1937, (Bd. 70), 116; bessere Abb. Old Master Drawings
1933/34 (VIII), Tf. 52, irrtümlich Lodovico Carracci zugeschrieben].

15 Die Albertina in Wien besitzt eine Guercino zugeschriebene Zeichnung mit der Rückkehr des verlorenen
Sohnes und seiner neuen Einkleidung. Beziehungen zu dem Turiner Bild und der „Einkleidung" in der Galerie
Corsini in Florenz sind ersichtlich. Die Zeichnung ist geschickt ausgeführt und lebendig gestaltet, es fehlt ihr
aber die elementare Wucht der Münchner Skizzen, es erscheint alles verniedlicht und versüßt. Die Eigenhändig-
keit Guercinos, die ja so oft durch spätere Nachahmer in Frage gestellt wird, scheint mir nicht gesichert.

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