DIE LANDSCHAFT
WAS vom Stimmungsbilde im allgemeinen ge-
sagt wurde, gilt in erster Reihe von der Land-
schaft. Sie ist nicht das einzige Thema der neuen Ma-
lerei, aber sie steht entschieden nun im Mittelpunkt
des Interesses.
Der europäischen Kunst ist in allen ihren Entwick-
lungsphasen Darstellung des Menschen höchstes Ziel.
Sie formt die übersinnlichen Götter nach seinem Bilde,
und die unsinnlichen Begriffe und Abstraktionen klei-
det sie in menschliche Gestalt. „Offenbarung mensch-
lichen Wesens ist das höchste Ziel der Kunst. Mensch-
liche Gestalt und menschlicher Ausdruck sind das be-
deutendste Objekt der bildenden Kunst, so wie mensch-
liches Handeln das bedeutendste Objekt der Poesie.“1
Auch in Ostasien war der Mensch das Hauptthema
der älteren Kunst in Porträt und Historienbild. An-
ders nun, da der Sinn sich von dem Einzelnen abwen-
det auf das All, in dem der Mensch nicht Mittelpunkt
ist, sondern eines nur unter den zahllosen Gliedern
des großen Weltzusammenhangs. Alles muß gleich
1 Schopenhauer: Die Welt als Wille und Vorstellung I, III § 41
96
WAS vom Stimmungsbilde im allgemeinen ge-
sagt wurde, gilt in erster Reihe von der Land-
schaft. Sie ist nicht das einzige Thema der neuen Ma-
lerei, aber sie steht entschieden nun im Mittelpunkt
des Interesses.
Der europäischen Kunst ist in allen ihren Entwick-
lungsphasen Darstellung des Menschen höchstes Ziel.
Sie formt die übersinnlichen Götter nach seinem Bilde,
und die unsinnlichen Begriffe und Abstraktionen klei-
det sie in menschliche Gestalt. „Offenbarung mensch-
lichen Wesens ist das höchste Ziel der Kunst. Mensch-
liche Gestalt und menschlicher Ausdruck sind das be-
deutendste Objekt der bildenden Kunst, so wie mensch-
liches Handeln das bedeutendste Objekt der Poesie.“1
Auch in Ostasien war der Mensch das Hauptthema
der älteren Kunst in Porträt und Historienbild. An-
ders nun, da der Sinn sich von dem Einzelnen abwen-
det auf das All, in dem der Mensch nicht Mittelpunkt
ist, sondern eines nur unter den zahllosen Gliedern
des großen Weltzusammenhangs. Alles muß gleich
1 Schopenhauer: Die Welt als Wille und Vorstellung I, III § 41
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