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Glaser, Curt
Die Kunst Ostasiens: der Umkreis ihres Denkens und Gestaltens — Leipzig: Insel-Verl., 1920

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https://doi.org/10.11588/diglit.53086#0163
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Striche von fabelhafter Länge werden erwähnt,1 und
oft wird erzählt, ein Maler habe ein Bild in einem
oder wenigen Zügen vollendet.2
Diesen bewundernden Äußerungen der alten Chi-
nesen ließen sich zahlreiche ähnliche aus der neueren
japanischen Kunstliteratur an die Seite stellen. Aber
auch die warnende Stimme fehlt nicht: „Das erste,
worauf man in einem Bilde achten soll, sind Geist
und Rhythmus, dann erst mag man an Stil und Pinsel-
führung denken.“ 3 Und Shen Kua sagt: „In Kalligra-
phie wie Malerei bedeutet die Seele mehr als die Form.
Die guten Leute, die Bilder betrachten, können meist
kleine Fehler in Form, Komposition, Farbe heraus-
finden. Aber weiter kommen sie nicht. Zu den tie-
feren Prinzipien dringen nur wenige vor.“4
Diesem Tieferen gilt es nachzugehen, die Seele der
Landschaft zu ergründen, das Wesen des Jenseitigen,
das sich in den Formen des Diesseits offenbart.
’ Giles S. 104. — 2 Giles S, 123 und 130. — 3 Giles S, 131. —
4 Giles S. 52.

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