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„Yügen“ den Kernpunkt bildete. Dieser schwer
definierbare Begriff „Yügen“, den zuerst Fujiwara
no Toshinari und Kamo no Chömei in der
Ästhetik der Dichtkunst als den höchsten ästhe-
tischen Wertbegriff entwickelt haben, ist von
Kanze Seami (1363—1443), dem Vollender des
Nö-Spiels, ins Gebiet der Schauspielkunst über-
tragen worden. Nach seinem ,,Füshi Kwaden
Sho“ („Übergabe der Blüte“), dessen Entstehung
in die erste Hälfte des XV, Jahrhunderts fällt,
beruht die Schauspielkunst auf zwei gegenüber-
stehenden Begriffen; der eine heißt „Monomane“
(Naturnachahmung) und der andere „Hana“
(„Blüte“), Diese beiden bilden zueinander zwei
korrelative Begriffe, jedoch ist das „Monomane“,
die Naturnachahmung, nur eine unentbehrliche
Grundlage für den künstlerischen Ausdruck,
dessen höchstes Ziel allein im „Yügen“ besteht,
„Hana“ ist die Schönheit oder der ästhetische
Sinn; erst hierdurch kann die Schauspielkunst,
über die naturnachahmende Darstellung hinaus,
den Menschen einen ästhetischen Genuß ver-
leihen und sie in die Welt des Ewig-Schönen hin-
einführen, Darin besteht die Aufgabe der Schau-
spielkunst, und das „Yügen“ ist der symbolische
Ausdruck des Wesens des Dinges. Indem Seami
nun die Bühnenfiguren in drei Gruppen, nämlich,
Toshiyori (Greise), Onna (Frauen) und Shura

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