Rumpf, Fritz; Perzyński, Friedrich; Sano, Kazuhiko; Glaser, Curt [Hrsg.]: Japanisches Theater (Berlin-Lankwitz: Würfel Verlag, 1930)

TÄNZE UND TANZSPIELE DER FRÜHZEIT
Zu den ältesten Tänzen gehört das Utagaki
oder Kagai. Junge Leute beiderlei Geschlechts
trafen sich an gewissen Tagen an einem be-
stimmten Ort, meist auf dem Gipfel eines heiligen
Berges, um dort Tag und Nacht mit Tanz und
Gesang zu verbringen und sich unter den Mit-
tänzern einen Gatten zu suchen. Zum Tanze
sangen die Teilnehmer der Reihenfolge nach kurze
Lieder. An Stelle einer Musikbegleitung wurde
der Takt von den Tanzenden selbst durch rhyth-
misches Händeklatschen und Füßestampfen an-
gegeben. Utagaki-Tänze wurden auch vor dem
Kaiser, den Landesfürsten oder hohen Würden-
trägern, wenn diese ländliche Bezirke besuchten,
vorgeführt oder die Tänzer mußten auf Befehl
des Kaisers bei Hofe erscheinen, um dort ihre
Künste zu zeigen, Reste dieser Tänze finden wir
noch in den Bonodori, den Tänzen zur Zeit des
buddhistischen Totenfestes, in einzelnen Provin-
zen, So gehen Tanz und Lieder, die uns Lafacadio
Hearn von einem Bonodori in Kizuki (Provinz
Izumo) mitteilt, bestimmt auf das Utagaki zurück.
Andere Tänze waren das Azuma Asobi oder
Azuma Mai in den östlichen Provinzen, die noch
lange Zeit nach dem Eindringen der Chinesischen
Kultur ihre alten Sitten bewahrten, der Yamato-

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