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Glatz, Karl Jordan [Hrsg.]
Chronik des Bickenklosters zu Villingen: 1238 bis 1614 — Stuttgart, 1881

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https://doi.org/10.11588/diglit.6273#0054
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schaft meines sündlichen leibs verpfenden und lössen nach dem willen
und wolgefallen meines liebsten kaufherrens."

„[Allerliebste gaistliche kinder, in dissem tempel sein fünf
große, wolgezierte schene Capellen, in denen iedere ein gnadreicher,
allerkostlicher altar stet, mit vil ablass und büpstlichen gnaden be-
gabt. Aber obnen in dem chor des tempels, da stehn mer dan 1000
schener altär. Die sindt all geziert mit vil costlichem, [20a] edlem
hailthum, das sie recht überhueßen von reichtumb und gnaden.
Und in sunderhait im aller obristen fronaltar des chors, da ist also
vü chostlichs hailtlium, dass es überdrüfft alles hailtum, mit dem die
ganze christenhait geziert und begabt ist. Und diß hailtum ist also
sehen und chostlich gefast, das es weit und brait überträft die ge-
Zuert und schenhait des himels. In mitten im chor da erglänzet und
deichtet ein allerchostlichster carfunkelstain, und der durchscheinet
den ganzen tempel, also dass man ninert keines natürlichen liechts
bedarf, sonder bey dag und nacht gesiebt man gnuegsam, von einer
capel zue der anderen zue gehn. An einige hindernus der nacht oder
anderer finsternus kan man das kostlich hailtumb beschauen und uf
den altären möss halten, auch kirchwihe begohn noch iedes herzen lust
und begüert. Und als ich in dissem allerscheusten tempel hab abge-
bt alle altör im chor und in den Capellen allenthalben des ganzen
"ailigen tempels, hab ich funden, das der selbigen seind an der zal
666<5. Die alle sein geweicht und geheiliget von dem obristen
PaPst und pischof, und bey iedlichem altar fündet man volkomnen
ablass aller sünden.u

Als die würdigste muetter diß hett gerött, sprachen ihre lieben
k»nder zue ihr herzleich, als die junger Christe zue dem herren gesagt
nahen: „0 Herr, sag und leg uns uß die gleichnus und beteitnus!"

Sy aber antwort ihnen und sprach mit süeßer stim: „Verstehent
lnr mich nitV Disser tempel, den ich eüch da geben, das ist der über-
jVUr<bg, allerheiligiste tempel, von dem geschriben steht: „Soluite temp-
um hoc, et1 post triduum reedificabo euin." Entlödiget und lesset
uf disen tempel, nach drejen dagen werd ich in wider uferbauen."
Dlß ist nun der tempel des allerheiligsten leibs unsers herren Jesu
chnste. Der chor in dissem tempel ist sein gekrönt, göttlichs haubt,
welches von den dörnencron taussent döttlicher wunden hat empfangen.

i Il9.

est.
 
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