Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Glatz, Karl Jordan [Hrsg.]
Chronik des Bickenklosters zu Villingen: 1238 bis 1614 — Stuttgart, 1881

DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.6273#0082
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
73

der gleichen gnadt in kainem frauencloster nit zne finden und wol zue
achten, das der remische stuel solche hoche und volkomne gnadt in
kein beschlossen oder unheschlossen closter niemals geben habe.
Darumb, meine liebe gaistliche kinder, damit mir [33a] in dissem
großen und fürtreffenlich werk nit vergebens arbaiten, so sehent,
dass ir mir eur kindlich und demttetige bitt und mainung ortentlich in
geschrift verfassent, damit ich solche zue Rom und der canzley könde
zeigen, weitleifigen gueten bericht geben, was eur demüetigs bitten
und begehren sey, vom römischen stuel zue erlangen, so will ich mich
der arbait nit lassen tauren, sonder allen fleiß und ernst anwenden,
und will der hoffnung sein, gott erher euer gebett und werde ansehen
euwer begüert. Dan ich vertrau euch genzlich, das ir solches nit
begehrent durch keins weltlichen ruoms willen, sonder allein gott dem
herren zue lob und zue dankbarkait seines heiligen leidens. Da-
rumb wirt ers fliegen nach seinein göttlichen willen. Von disser
vätterlichen antwort wurden die gottseligen frauen an seel und ge-
müet getrost und erfreüt, sonderlich die ußerwölte unser aller-
liebste muetter und anfengerin Ursula Uaiderin. welche in disser zeit
des ampts der • aptey entlassen war, wie im [22] capitel gemelt ist
worden. Disse selige muetter war recht erquickt in dem gaist und
begürt mit neuen kräften, da sie sähe, das gaistliche begürt einen
fortgang gewune und die sach befürdert wurde. Also war sie ge-
betten von der frumen, andechtigen, erwirdigen frauen und muotter
aptyssin, Schwester Clara Wittenbüchiii, das sie solten us ihrer hoher,
erleichten verstant angeben, ein suplication in deütschz zue schreiben
an den allerheiligesten vatter dem papst Innocentio, welches die gott-
selige muetter Ursula gehorsamlich thet, und war die suplication mit
kurzen, demietigen Worten gemacht und doch darin alle ihr bitt und
begereii verfast und vermeltet, das sie nemlich begehrten umb gottes
willen den reichen, überwirdigen schaz des vollen ablas aller hailigen
kirchen und stött, Rom, Jerusalem und aller anderen hailigen
orten. Und da die suplication geiörtiget war, wurd sie dem ganzen
convent forgelessen, gefüel ihnen allen gar wol. Darnach schickte
sie die erwirtige frau aptisin gen Parfüeßern, solche auch zue
überlessen; gofüel dem hochwirdigen vatter provinzial auch wol, kam
mit etlichen pattern herab und las ihnen solche auch vor. Aber die
pattres, so schonst zuegegen waren, verstunden etlich noch nit die
haimliche gnadt, so in der seligen muetter Ursula verborgen lag, und
 
Annotationen