Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Glatz, Karl Jordan [Editor]
Chronik des Bickenklosters zu Villingen: 1238 bis 1614 — Stuttgart, 1881

DOI Page / Citation link:
https://doi.org/10.11588/diglit.6273#0125
Overview
Facsimile
0.5
1 cm
facsimile
Scroll
OCR fulltext
116

Sonderheit beschwerte sie ihr dragentes ampt und die Verantwortung
so viller seelen, wie dan in dein [20] capitel gemelt ist worden, da sie
sich wegen der zeitlichen gescherten beklagte und ir das ampt einer
oberigkeit wolt zue schwer werden. Also geschach ir mer mal, von
dem mir iez auch etwas wenigs wollen erzellen. Da sie sich also mit
traurigkeit umgeben sache, suechte sie in disem (wie ir gewonheit war),
wie auch in andern bekumernusen einzig und allein iren trost und zue-
flucht zue gott. Dem klagte sie alles ir leiden und sprach mit beeng-
stigetem herzen und brinenter begürt: „Ach, ewige, vätterliche treu,
du mein einziger trost und zueversicht, ich klag diner inigen liebe, mit
der du mich geliebet hast, dir gleich von cwigkeit hero, und lieben
wirst, bis widerum in ewigkeit, dass ich bin unwissent worden in
meinen Sünden. Dan es ist uf mich gefallen das urtheil fremter schuld,
und ich wirt sehr beschwert mit dem, des ich mich nit gerechtförtiget,
dan die sündt fehret von dir. Darumb klag ich dir mein leidt und
drag fir die äugen deiner barmherzigkeit alle die schuldt, deren ich
wirt angesprochen und von mir gefortert wirdt. 0 herr, in allen crea-
turen erkent man dein barmherzigkeit, darumb las sie mir auch er-
schinen und erhere mein bitt in der vereinung, in deren alle seelige
geister sich in dir ewig erfreiien. Ach, geliebtes herz, lieb ich, klagte
gebrn deiner vütterliehen treu, wie das tobente wüeten der unwissenten
mit frevelichem urthail on mein schult uf mich gefallen ist, welches mir
gar schwer zue dragen ist. Aber, o herr, wan ich deiner stießen
gegenwertigkeit endpfindt, so verschwind und vergeht alles mein leiden
in einem augenblick, dan ich sich in deinem göttlichen willen, das es
also und nit änderst sein sol nach deinem gefallen." Unser lieber herr
gab ir zur antwordt: „Mein liebstes kindt, du klagst gar haimlich dein
bedriebtnus und offenbarest doch gar an ver borgenlich, was dich beschwert.
Wan du dein leiden firsözest dem ewigen willen, der aller Sachen anfang
und ent ist, so wurdest du änderst gedenken, dan wer die klag deiner
hetriebtnus recht ansehe, der blib gwislich unbeklagt. Aber als du
nun klagest, du seüest in soliderem gedreng und beschwernus von
deines ainpts wegen, das du dardurch fallest in versaumnus und wirst
mit frembten schatten überladen; dir thuet auch wehe die vcrschmeh-
nus, die dir in widerspenigkeit und ungeliorsamo von deinen undergeb-
nen erzeigt wirdt, mein kindt, dise klag sicli ich an als ein getreuer
vatter, der uf seinen liehen kinds ifuz alle zeit gedenkt und sieht, und
von des selbigen wegen versagt und anderzeichl et im oft sein kind-
 
Annotationen