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Glatz, Karl Jordan [Hrsg.]
Chronik des Bickenklosters zu Villingen: 1238 bis 1614 — Stuttgart, 1881

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https://doi.org/10.11588/diglit.6273#0020
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sonder als in einem offnen schwesterhaus, dan sye ihr regel nach
Observanz nit glegenhait hetten zue halten und auch die armuet sie
zwangen us zue gehn. Sie naraen auch zue zeiten widerumb junge
töchterlin an, doch nit nf die clausur. Hetten auch große begürt,
dass sie möchten widerumb komen zue ihrem ersten stand und Obser-
vanz, dan sie etlich jar gelebt hetten in eigenthum mit leibtum und
andern eignen güetern, dessen die jungen allsgemach wol gewollten
und die frumen alten nach und nach mit dot abgüengen. In wölchem
jar aber die frawen 1 in die statt und Bickencloster komen sein,
kan ich nüegent finden, vil weniger auch wer ihnen das closter zue
Neüenkaußen gestuft hab. Unsere lieben alten frauen haben vermaint,
es sye alles in dem closter verbrunen.

"Was sich mit disem haus oder Bickencloster begeben,
ehe es beschlossen 2 Worten, das 2 capitel.

Gott der allmechtig, der dises Bickencloster mit seinem segen
erfillen wolte, erzaigte efter mals was us solchem sollte werden, nem-
lich ein schaffstall der woll beschlossnen, in dem lauder raine schnee-
weiße lemlin solten ihr wait und wonung haben, zue wölchem auch
kain mietling oder mürter könde komen, sonder dass er selbsten der
guete schaffhürt wolte sein, der sein leben secze für seine schaff.
Desshalben begab es sich etlichmal, weilen das closter. wie schon ge-
melt , nit beschlossen, das ein großer gang oder sumerlauben von dem
closter gegen der villi hin us güeng, daruf die frauen sich sumerzeit
erspazieren könden, und die stadtwechter gar vilmal zue nacht uf der
gemelten laub [3b] gesehen hetten schene adeliche junckfreülin, welche
ganz schneeweiß gekleit waren, und hetten nach jungfreilicher sütten
scheue grüene und allerlay gezüert krcnzlin uf ihren hauptern.
Solche jungfrauen guengen etwau ein große schar in schener ortnung
die sumerlauben uf und ab, wölches den wechter der statt Villingen
gar lustig und begürlich war zue sehen, und die frauen des closters
wissten es nit. Disse große lauben ist, nach dem man die ringmaur
des closters gehauen und beschlossen hat, zue vnseren erwirdigen
vättern gen Parfuessern verehrt Worten, dan sy nit hat mögen in
dem kleinen umfang des closters stehn. Hat auch ihren alten namen

1 Us. fruen. 2 Hs. beschlossen.
 
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