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Glatz, Karl Jordan [Hrsg.]
Chronik des Bickenklosters zu Villingen: 1238 bis 1614 — Stuttgart, 1881

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https://doi.org/10.11588/diglit.6273#0021
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noch uf disse stund, nemlich die sumerlauben. Nit weniger haben die
wöchter vnd andere personen mer vil mal zue nacht gar lieblich hören
singen und gleich als ob die frauen zue mitternacht ihr motten sangen,
so sye doch mit menigklichem wissen keinen gottsdienst hielten.
Dises name die wöchter oft wunder, und da sy solches oft und vil
sahen und herten, zaigten sie es dem ersamen rath an sambt der
burgerschaft, wölches sy neben Verwunderung auch ein große früit
bracht, dan die ganze statt bette begiert, dass ein beschlossen fraucn-
closter solte ufgericht werden. Namen also us disser zeügnus der
wöchter ab und schlußen darus. das solches noch ein zeit ge-
schehen wurd und eben auch an dissem ort und Bückencloster,
wölches sie andrib, bey der gaistlichen oberkeit anzuesuechen, wie
ihr hernach weiters hören werdent. Also wil ichs bey dissem ver-
bleiben lassen und kurzlich beschriben das seelig gnadtreich leben
unser allerersten stüfterin und aptissyn, durch wölches dises Bicken-
closter den namen Sant Claracloster bekomen hat.

Von der geburt und kindtheit unserer seeligen muotter
und stüfterin, genant Ursula Haiderin, das 3 capitel.

Ingefahr in dem jarr des herren, als man zält 1413, waren zue
Lüttkirch zway frume gottselige eheleit eines ufrechten redliclien ge-
müets, waren burger und burgerliclien rechten underworfen, vertrag-
lich und einhellig mit der nachbarschaft. Denen gab gott den sogen,
dass sie ein kind bekomen, und war ein seilige frucht, dessen sich vatter
vnd muetter hohlich freiten. Da nun dis selige kind in disse weit
geboren, war es ein döchterlin. Des nenten sein vatter und muetter
Ursula, dem vatter nach mit dem zuenamen Haiderin. Also war das
kindt christelich getauft und sehr lieblich und seilen. Aber gott der
allmechtig, der die reinen lilien liebt und sicli [4a] waitet, bis der dag
anbricht, hat auch disses schenen lilien canualium [?] wellen seezen in den
schenen garten der Unschuld und reinigkait. Derhalben er dissem
kind bey früere zeiten erzeigen wollen, das er selbsten durch sein
vätterlichen schuez wolle bey ir sein und gleich sein vatter und muetter,
Schwester und brueder ja ein völliges benüegen seines herzens wülle
sein. Zue dissem zill und ent hat der getreue gott verhengt, dass
dissem unsclmltigen jungkfreülin sein vatter und muetter durcli den
zeitlichen dott in kurzer zeit nach ain ander hingenoinen wurden, und
 
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