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Glatz, Karl Jordan [Hrsg.]
Chronik des Bickenklosters zu Villingen: 1238 bis 1614 — Stuttgart, 1881

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https://doi.org/10.11588/diglit.6273#0055
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Und diß sein die 1000 wol gehauen alter, geziert mit dem allercost-
lichsten edlen stainen seines bailigen rosenfarben bluets und halsen
herab flüessent drähen. Was aber für heiltum alda ruet und verehrt
solt werden, das ist mir nit möglich zue sagen, dan es ist unußsprech-
lich, unergrindlich, übertreffent alle englische verstendnus. Darumb
kan und mag ich eüch nichst darvon sagen, dan die höhste wirdig-
kait disses hailtums macht mich stum und unrödent. Ist aber, dass
ihr disse hailigste altär und chostliche hailtum oft und begürlich mit
herzlicher andacht haimsuechet und eüch nahet zue im schmücket, so
wirt es sich eüch selbert offenbaren und erzaigen. Der sehen [20b]
leuchtent carfunkelstain, so in dissem chor enmütten glänzet und schei-
net, dardurch mir gewissen und gefürt werden von einer capel und
altar zue dem anderen, disser ist, sag ich eüch, mine liebe kinder,
die .durchleichte göttliche lehr, so da uß gangen ist von dem süeßen
und unverfälschten mundt Christi, unsers einigen herren und hailandts.
Disse göttliche lehr erleichtet unser fünstere nacht der ducken Un-
wissenheit und blindheit des herzens, und ob mir diser allerhailigsten
und reinesten lehr nachfolgen und lassen uns zünden und leichten das
liecht dises edlen charfunkelstains, dragen den glänz des selbigen mit
naclifolgung der werken in unserem herzen, so werden mir niemals
iren könden nach den Worten Christi, da er spricht: „Wer mir nach-
folget , der wandlet nit in der finsternus, sonder wirt haben das liecht
des lebens." Also köndent ir liebe gaistliche kinder durch den schein
disses allerclaresten liechts gar wol von einer capel, ja von einer
wunden zu der anderen komen, dass ir keines anderen liechts nie-
mals betierfent.

[D]ie fünft Capellen in dissem allerschensten tempel sein die
fünf allerclaresten liebzeichen Christi unsers erlössers, nemlich die
hailigen fünf wunden. Aber zue züerung disser hailigsten fünf Capellen
seind allenthalben zierlicher altär voller bluet nasser, tüefer, ufge-
schrenzter heiligen wunden des ganzen allerhailigsten, durchmarterten
leibs Christi, von denen man wol ein zall ernemen kan, aber niemals
hat solche kain mensch könden eigentlich und gewiss zellen oder
wissen. Darum gib ich eüch solche Selbsten zue besuechen frey, das
mag sich wenden, zue welchem altar es gnadt und andacht hat. Auch
dissen tempel und seine gnadreiche Capellen und altär bitt ich eiicli
durch alles das, so ich eüch bitten und ermanen kan und mag, das
ir solche oft andechtig heimsuechent und herzlich ehrent. Ach meine

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