Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Glück, Heinrich
Die Kunst der Osmanen — Bibliothek der Kunstgeschichte, Band 45: Leipzig: Seemann, 1922

DOI Page / Citation link: 
https://doi.org/10.11588/diglit.61190#0009
Overview
loading ...
Facsimile
0.5
1 cm
facsimile
Scroll
OCR fulltext
Achsen gleichwertige Anfügung von Halbkuppeln an
den beherrschenden Mittelraum typisch wurde (13). Das
Vorherrschen einer Richtung (Sofienkirche) weicht dem
zentralen, geometrischen Raumgedanken. Auch am
Äußeren kommt das Streben nach abstrakt geometri-
scher Gesetzmäßigkeit, weit über das byzantinische
Schema hinausgehend, zum Ausdruck: Auf dem Würfel
des Unterbaues erhebt sich der krönende Kuppelberg
in klarer Gegeneinandersetzung jedes Einzelgliedes und
in der stereometrischen Gesamtform der Pyramide zu-
sammengefaßt (6, 11, 12). Und so ist denn an diesen
Moscheen jeder Teil ein für sich Bestehendes, nicht als
Ausdruck wirksamer Kräfte gefühlt und zu dem be-
nachbarten in ein tektonisches oder organisches Ver-
hältnis gebracht, hier herrschen vielmehr die unpersön-
lichen Gesetze der Zahl, die Dreiheit einer Arkaden-
stellung (8) wird von der höheren Einheit eines Bogens
zusammengefaßt, diese selbst ist aber wieder nur ein
gleicher Teil einer größeren Einheit bis hinauf zur
Kuppel (10). Und der Moscheekörper selbst ist nur das
Glied einer größeren Dreiheit, insofern er zwischen dem
von einer gleichartigen Kuppelreihung umgebenen Vor-
hof und dem Grabgarten an der Rückseite eingestellt
ist. Dieser von dem pylonenartigen Torbau (9) eröffnete
Komplex ist abermals in ein umfriedetes regelmäßiges
Areal eingestellt, das einerseits von den zugehörigen
Kuppelkomplexen der Schulen, Armenküchen, Biblio-
theken, Krankenhäusern und Bädern eingerahmt und
aus den winkeligen Straßen und bescheidenen FIolz-
häusern der Stadt als eine streng geordnete Stadt für
sich herausgehoben und schon in der Ferne durch die
Koordinaten der nadelförmigen Minarette gekennzeich-
net ist (6, 11).

5
 
Annotationen