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Göbel, Heinrich; Göbel, Heinrich [Editor]
Wandteppiche (II. Teil, Band 1): Die romanischen Länder: Die Wandteppiche und ihre Manufakturen in Frankreich, Italien, Spanien und Portugal — Leipzig, 1928

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https://doi.org/10.11588/diglit.16360#0413
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Florenz

sich gehandelt hat -, Raffael's bekannte Madonna della Seggiola muß 1660 herhalten,
im gleichen Jahre wird Andrea del Sarto's Heilige Familie übertragen — die Durch-
führung läßt manches zu wünschen übrig —; 1667 findet sich ein Teppich nach einem
Bilde des gleichen Meisters — Madonna mit dem Knaben, Elisabeth und Johannes der
Taufer - auf dem Gezeug, Federico Barocci's (1526-1612) „Noli me tangere (1590,
Uffizien) wird zweimal (1653,1655), „Christi Geburt11, nach dem gleichen Meister, einmal
(1664) wiederholt, die „Gastlichkeit des hl. Julian11 nach Cristofano Allori stellt Fevere
am 26. November 1653 dem Großherzog zur Verfügung; am 30. Oktober 1665 kommt
die Pietä, nach einem Michelangiolo zugeschriebenem Gemälde zur Ablieferung (Abb.
412). Der Teppich (H. 2,40 m, L. 1,87 m) trägt in der rechten unteren Ecke die
Signaturen

MICHEL. ANG.
INVEN.

und P. FEIERE PTRISTS

EXTRAX. 1665.

Von der Kraft und der Wucht des altniederländischen Farbenzirkels ist wenig übrig-
geblieben. Immerhin ist das Inkarnat des Christuskörpers noch wesentlich besser
interpretiert als bei der 1659/1660 übertragenen Pietä nach Lodovico Cardi da Ligoli

- das Bild entstand 1599 - (H. 2,14 m, L. 1,51 m, Abb. 413); die Signatur m der
unteren rechten Ecke kündet:

L. D. CIGOLI . PINGEB.
P. FEVERE. PÄIISIIS. EXTRAX
1660.

Nach dem gleichen Meister kopiert Fevere Ende 1662 „Christus und Petrus am See
Tiberias11 — 1610 entstanden, im Palazzo Pitto zu Florenz —, der Behang (H. m,
L. 2,39 m) trägt die Signatur:

LVDOVI . CIGOLI . PINX.
P. FEVERE . PARISIIS. EXTRAX
1662.

Über dem Ganzen liegt eine fade Schlaffheit, das technische Können ist mittelmäßig,
die Wiedergabe der leicht bewegten Wellen geradezu kläglich, der Hintergrund

— die Stadt an der Flußmündung - entbehrt jeder Frische. Den schlimmsten 1 .e -
stand verkörpert eine heilige Familie (Nr. HO des Catalogo della R. Galleria degii
Arazzi) nach einem unbekannten Maler: die Gottesmutter hebt den nackten Jesusknaben
auf den Schoß, die heilige Elisabeth hält schützend ein Tuch, Joseph beobachte , aut
die Lehne des Sessels gestützt, die Szene, der Hintergrund eröffnet den Ausblick aut
eine nachlässig gelöste bergige Landschaft. Charakteristisch erscheint die technische
Cngleichartigkeit der in Fevere's Werkstatt entstandenen religiösen Kleinbehänge. but
detaillierte Köpfe wechseln mit minderwertigen Lösungen. Nach den mir zur Ver-
fügung stehenden Unterlagen ist die Zuweisung an bestimmte Wirker zunächst aus-
geschlossen. In starkem Maße scheinen Giovanni Salvador! und Orazio »fcioni hc-
teiligt zu sein. Schließlich sind noch die zahlreichen, zumeist sorgfaltig durchgeführten
Studienkopfwiedergaben aus Fevere's und van Asselt's Atelier erwähnenswert, ein M.
Franziskus (H. 0,83 m, L. 0,66 m, Abb. 414), Joseph mit dem Jesuskind (H. 0,8* m, L.
0,66 m), Lukrezia stößt sich den Dolch ins Herz (H. 0,96 m, L. 0,77 m) u. a. mehr Die
religiösen Klein Wirkereien werden als regelrechte Bilder aufgefaßt und dementsprechend
behandelt und gewertet; sie prangen hinter Glas und Rahmen, Bordüren sind natur-
gemäß nicht vorhanden. . .

Eine monumentale Aufgabe stellt den Florentiner Werkstätten, in erster Linie Severe,
die Fortsetzung der Geschichte des herrschenden Hauses, allerdings auf völhg geänderter
Grundlage. Zwei Episoden aus dem Leben des Magnifico eröffnen 1653 die Reihe (38).
Die Geschichte Cosimo's I. (f 1574) steckt noch in den Anfangen; die Vollendung tällt

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