F l o r e n z
des Großherzogtums. Van Asselt, in dem Bestreben, den in Florenz zurückgebliebenen
Söhnen Fevere's den Rang abzulaufen, erscheint am 31. März 1648 mit einer Geschichte
des Tobias — drei Behänge und eine Supraporte nach Melissi's Entwürfen (die Ver-
mählung des jungen Tobias, das Gebet des Brautpaares, die Mutter des Tobias emp-
fiehlt den Jüngling der Obhut des Engels, der junge Tobias entnimmt die Galle des
Fisches) —; die Fevere'sche Werkstatt begnügt sich mit zwei Teppichen (Tobias gibt
seinem Vater das Augenlicht wieder, der Engel entschwebt gen Himmel) und zwei
Supraporten (Tobias am Flusse Tiger, der Jüngling überreicht, von dem Engel begleitet,
die väterlichen Schreiben). 16S0 bringt van Asselt die bereits erwähnten fünf Behänge
der Alexandergeschichte und die zugehörigen drei Supraporten zur Ablieferung. Fevere
ist im gleichen Jahre lediglich mit einem Mosesbehang beteiligt — der Erzvater schlägt
Wasser aus dem Felsen —, wiederum nach einem Karton Melissi's.
Fevere, der Vater, kehrt von Paris zurück; er findet sein Unternehmen in nicht ge-
rade erfreulichen Umständen. Statt einen Gewinn zu buchen, verzeichnet der Meister
ein drückendes Schuldenkonto, das 1653 die Höhe von rund 1900 Skudi' erreicht.
Das Entgegenkommen des Großherzogs befreit ihn von der Hälfte der Last (36).
Am 15. April 1651 liefert das Fevere'sche Atelier zwei Behänge aus der Geschichte
Johannes des Täufers (Enthauptung und Grablegung nach Melissi's Patronen) - die
gleiche Folge „fabrique de Florence" findet sich wieder in dem Nachlaßinventar der
Herzogin Marie de Guise (gest. 3. III. 1688) —; im gleichen Jahre überführt Bernar-
dino van Asselt eine nicht näher erläuterte Reihe nach Genua, zu der Baccio del ßianco
die Vorlagen zeichnete. Die wesentlichste Arbeit des fünften Jahrzehnts (1651—1659)
verkörpert sich in einer mehrfach wiederholten Mosesgeschichte, die auf seltsamen
Umwegen um 1878 in einem römischen Pfandhause landete und in Mgr. X. Barbier
de Montault, dem feinen Kenner italienischer Behänge, einen gewissenhaften Chronisten
fand (37). Die Teppiche erscheinen in der für Florenz typischen Architekturbordüre,
von Fruchtgirlanden und Putten belebt. Die Farbengebung ist schwächlich, vor-
herrschend ist Gelb, das merkwürdigerweise in der mediceischen Manufaktur eine
besondere Vorliebe genießt — selbst ganze Mittelpartien kleinerer Portieren sind in
Gelb-CamaTeu durchgeführt. Mit der Errettung des Mosesknaben aus den Wassern
des Nils beginnt die Serie, eine Schrifttafel erläutert das Motiv (Abb. 411). Die
Wirkersignatur BERN0 (Bernardino) ist unvollständig. Charakteristisch ist die Über-
nahme der Niobefigur aus der bekannten Pariser Artemisfolge in den florentinischen
Karton (vgl. Abb. 50). Es folgt der Durchzug durchs rote Meer und der Untergang
des Heeres der Ägypter. Der dritte Behang zeigt den Wasser aus dem Felsen schla-
genden Moses, als Meistername erscheint BERN0 VANASSEL. FT (im Metropolitan-
Museum, New York); Moses empfängt die Gesetzestafeln (Abb. 552), die Episode der
Mannalese rollt sich ab, mit «der ehernen Schlange" schließt die Reihe. Aus dem
gleichen Besitze stammte ein BEHN0 VANASSEL FT signierter Teppich: ein junger
Künstler steht auf einer Leiter und malt mit Kohle auf der gekalkten Wand. Ver-
einzelte Behänge der Mosesfolge befinden sich in deutschem Besitz, Stücke einer
Wiederholung verzeichnet der New Yorker Kunsthandel (P. W. French & Cie.); im
übrigen zählen Arbeiten Bernardino van Asselt's zu den Seltenheiten; die Galleria degli
Arazzi zu Florenz besitzt ver schiedene gut durchgeführte Portieren mit der Signatur
des Bruders Pietro (Abb. 384). Schließlich ist eine Abrahamserie zu erwähnen, die
Ende des fünften Dezenniums entsteht und sich wahrscheinlich auf die beiden Ateliers
verteilt.
Fevere bevorzugt in den fünfziger und sechziger Jahren, in Rücksicht auf den leich-
teren Absatz und den gewandelten Geschmack der Besteller vielfach kleinere Behänge,
die in sorgfältiger Durchführung Werke berühmter Meister, gleichgültig, ob die Motive
sich für den Bildteppich eignen oder nicht, zur Wiedergabe bringen. Rubens und
Raffael werden in erster1 Linie bevorzugt. Nach dem großen flämischen Künstler wird
die Madonna mit dem Kinde, begleitet von Sankt Anna, St. Joseph und dem Täufer
kopiert (1652) — es ist nicht genau ersichtlich, um welches Rubens'sche Gemälde es
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des Großherzogtums. Van Asselt, in dem Bestreben, den in Florenz zurückgebliebenen
Söhnen Fevere's den Rang abzulaufen, erscheint am 31. März 1648 mit einer Geschichte
des Tobias — drei Behänge und eine Supraporte nach Melissi's Entwürfen (die Ver-
mählung des jungen Tobias, das Gebet des Brautpaares, die Mutter des Tobias emp-
fiehlt den Jüngling der Obhut des Engels, der junge Tobias entnimmt die Galle des
Fisches) —; die Fevere'sche Werkstatt begnügt sich mit zwei Teppichen (Tobias gibt
seinem Vater das Augenlicht wieder, der Engel entschwebt gen Himmel) und zwei
Supraporten (Tobias am Flusse Tiger, der Jüngling überreicht, von dem Engel begleitet,
die väterlichen Schreiben). 16S0 bringt van Asselt die bereits erwähnten fünf Behänge
der Alexandergeschichte und die zugehörigen drei Supraporten zur Ablieferung. Fevere
ist im gleichen Jahre lediglich mit einem Mosesbehang beteiligt — der Erzvater schlägt
Wasser aus dem Felsen —, wiederum nach einem Karton Melissi's.
Fevere, der Vater, kehrt von Paris zurück; er findet sein Unternehmen in nicht ge-
rade erfreulichen Umständen. Statt einen Gewinn zu buchen, verzeichnet der Meister
ein drückendes Schuldenkonto, das 1653 die Höhe von rund 1900 Skudi' erreicht.
Das Entgegenkommen des Großherzogs befreit ihn von der Hälfte der Last (36).
Am 15. April 1651 liefert das Fevere'sche Atelier zwei Behänge aus der Geschichte
Johannes des Täufers (Enthauptung und Grablegung nach Melissi's Patronen) - die
gleiche Folge „fabrique de Florence" findet sich wieder in dem Nachlaßinventar der
Herzogin Marie de Guise (gest. 3. III. 1688) —; im gleichen Jahre überführt Bernar-
dino van Asselt eine nicht näher erläuterte Reihe nach Genua, zu der Baccio del ßianco
die Vorlagen zeichnete. Die wesentlichste Arbeit des fünften Jahrzehnts (1651—1659)
verkörpert sich in einer mehrfach wiederholten Mosesgeschichte, die auf seltsamen
Umwegen um 1878 in einem römischen Pfandhause landete und in Mgr. X. Barbier
de Montault, dem feinen Kenner italienischer Behänge, einen gewissenhaften Chronisten
fand (37). Die Teppiche erscheinen in der für Florenz typischen Architekturbordüre,
von Fruchtgirlanden und Putten belebt. Die Farbengebung ist schwächlich, vor-
herrschend ist Gelb, das merkwürdigerweise in der mediceischen Manufaktur eine
besondere Vorliebe genießt — selbst ganze Mittelpartien kleinerer Portieren sind in
Gelb-CamaTeu durchgeführt. Mit der Errettung des Mosesknaben aus den Wassern
des Nils beginnt die Serie, eine Schrifttafel erläutert das Motiv (Abb. 411). Die
Wirkersignatur BERN0 (Bernardino) ist unvollständig. Charakteristisch ist die Über-
nahme der Niobefigur aus der bekannten Pariser Artemisfolge in den florentinischen
Karton (vgl. Abb. 50). Es folgt der Durchzug durchs rote Meer und der Untergang
des Heeres der Ägypter. Der dritte Behang zeigt den Wasser aus dem Felsen schla-
genden Moses, als Meistername erscheint BERN0 VANASSEL. FT (im Metropolitan-
Museum, New York); Moses empfängt die Gesetzestafeln (Abb. 552), die Episode der
Mannalese rollt sich ab, mit «der ehernen Schlange" schließt die Reihe. Aus dem
gleichen Besitze stammte ein BEHN0 VANASSEL FT signierter Teppich: ein junger
Künstler steht auf einer Leiter und malt mit Kohle auf der gekalkten Wand. Ver-
einzelte Behänge der Mosesfolge befinden sich in deutschem Besitz, Stücke einer
Wiederholung verzeichnet der New Yorker Kunsthandel (P. W. French & Cie.); im
übrigen zählen Arbeiten Bernardino van Asselt's zu den Seltenheiten; die Galleria degli
Arazzi zu Florenz besitzt ver schiedene gut durchgeführte Portieren mit der Signatur
des Bruders Pietro (Abb. 384). Schließlich ist eine Abrahamserie zu erwähnen, die
Ende des fünften Dezenniums entsteht und sich wahrscheinlich auf die beiden Ateliers
verteilt.
Fevere bevorzugt in den fünfziger und sechziger Jahren, in Rücksicht auf den leich-
teren Absatz und den gewandelten Geschmack der Besteller vielfach kleinere Behänge,
die in sorgfältiger Durchführung Werke berühmter Meister, gleichgültig, ob die Motive
sich für den Bildteppich eignen oder nicht, zur Wiedergabe bringen. Rubens und
Raffael werden in erster1 Linie bevorzugt. Nach dem großen flämischen Künstler wird
die Madonna mit dem Kinde, begleitet von Sankt Anna, St. Joseph und dem Täufer
kopiert (1652) — es ist nicht genau ersichtlich, um welches Rubens'sche Gemälde es
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