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Görling, Adolph; Woltmann, Alfred [Bearb.]; Meyer, Bruno [Bearb.]
Deutschlands Kunstschätze: eine Sammlung der hervorragendsten Bilder der Berliner, Dresdner, Münchner, Wiener, Casseler und Braunschweiger Galerien : eine Reihe von Porträts der bedeutendsten Meister (Band 1) — Leipzig: Verlag von A. H. Payne, 1871

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https://doi.org/10.11588/diglit.62315#0220
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138 gentſchlands Kunſtſchätze.

„Ich hatte eine Art von Anwartſchaft auf dieſe Bilder“, ſagte Bentheim achſelzuckend. „Die
Wahrheit zu ſagen, ich laſſe den Maler ſammt ſeiner burlesquen Ehehälfte oben ſchon ſeit
vielen Monaten füttern und habe die Unannehmlichkeit, die Woche wenigſtens zwei Mal mit
Myvrouw Berghem große Conferenzen fatal animirter Art in Bezug auf den Ankauf dieſer Bilder
abhalten zu müſſen. In gewiſſer Hinſicht iſt mir's angenehm, daß Graf Verjus dieſen weiblichen
Draconem ſchnell gezähmt und ihr die ganze Suite abgekauft hat. .. Er hat ſoeben dies Kunſtſtück
zu Stande gebracht.“

„Ich beglückwünſche Sie, Verjus“, ſagte der Herzog.


Dieſe elf Bilder und das zwölfte oben, die Landſchaft mit dem Schimmelreiter, gehören meinem
Herrn dem Könige . ..“

„Sie kommen in den Louvre ...“ bemerkte der Herzog ſeufzend.

„Fürſtliche Gnaden, Sie haben ſich vorhin gnädigſt über meine Offenheit beluſtigt. Wie wär's,
wenn ich fortführe, nicht als Diplomat, ſondern als Cavalier, als Ehrencavalier meines Monar-
chen ſage ich ausdrücklich, zu ſprechen?“

„Verjus, ich weiß nicht, wohin ſie zielen .. .“

„Nun, dann eine Vorfrage. .. Angenommen, dieſe Bilder Berghem's wären im Louvre, wo
ſie gewiß nicht ruhmwürdiger placirt ſein könnten, als im alten Grafenſchloſſe von Bentheim —
angenommen, und Seine Majeſtät von Frankreich geruhten davon Kenntniß zu nehmen, daß Euer
fürſtliche Gnaden auch nur eine Stunde lang Vergnügen finden würden, dieſe Bilder zu beſitzen,
was ganz gleichbedeutend mit dem Umſtande ſein würde, daß Ihnen mein König dieſe Bilder als
ein Zeichen ſeiner Hochachtung zum Geſchenk machen würde . . .“

„Verjus, hören Sie auf“, ſagte der Herzog.

„Angenommen“, fuhr der Geſandte mit Nachdruck fort, „würden Euer fürſtliche Gnaden die
Bilder zurückweiſen? Offenheit bei Ja und Nein, Herr Herzog!“

„Ich würde ſie nicht zurückweiſen, Herr Graf!“ ſagte der Herzog ſehr ernſt.

„Eh pien! Ich habe das Recht, als Vertreter ſeiner allerchriſtlichſten Majeſtät zu ſprechen
und zu handeln. Dieſe elf Bilder und das zwölfte, welches in drei Tagen fertig ſein wird — viel-
leicht eines der ſchönſten der ganzen Sammlung — ſind hiermit Euer fürſtlichen Gnaden Eigenthum!“

„Ganz ohne Präjudiz, Verjus, ſagen Sie Das?“

„Ohne ein anderes Präjudiz, als daß der Herzog nicht als Fürſt, ſondern als Cavalier den
König Ludwig als ſeinen Freund betrachte. . .“

„Me voilà bien attrapé!“ flüſterte Rudolph Auguſt.

Die Herrſchaften gingen zu Tiſche und die Unterredung nahm einen ſpeciell politiſchen Cha-
rakter an. Rudolph Auguſt blieb unerſchütterlich und als er am andern Tage abkeiſte, ſagte er
Verjus: daß er unter allen Umſtänden ſeine Truppen zum Reichskriege gegen Frankreich zu des
Kaiſers Befehl halten werde.

Der Stachel aber von Lauenburg hatte bei dem Wolfenbüttler doch getroffen; denn gleich
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