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Görling, Adolph; Woltmann, Alfred [Oth.]; Meyer, Bruno [Oth.]
Deutschlands Kunstschätze: eine Sammlung der hervorragendsten Bilder der Berliner, Dresdner, Münchner, Wiener, Casseler und Braunschweiger Galerien : eine Reihe von Porträts der bedeutendsten Meister (Band 2) — Leipzig: Verlag von A.H. Payne, 1872

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https://doi.org/10.11588/diglit.62335#0207
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Deutschlands Kuukschätze. 139
Maxentia schüttelte ungläubig den Kopf.
„Was hat denn Herr Max Anderes in Nürnberg zu thun?" fragte Frau Agnes heftig und
ganz wieder in ihre streitbare Laune gerathend. „Wir wollen hier weder von ihm, noch von seinen
Pfaffen und Landsknechten wissen! Es ist ein ewiges Gelöbniß, das einst Kaiser Rudolph für alle
seine Erben gethan hat, daß der den Pfaffen das Roß als Knappe führen soll, wer Habsburg
Heißt ... Nein, nein, Kaiser Max ist hier, um mir meinen Eheherrn mit auf Reisen zu führen,
wie Herr Pyrkheimer denn nicht müde geworden ist, zu wiederholen: der Meister geht hier ein —
was war er für ein Held, als er italienischen Boden unter den Füßen Hatte! — Aber das Mal
würde Dürer mir draußen bleiben; habe ich doch kaum mit Aechzen, Geschrei und Gelübden ihn
bewegen können, aus Welschland wieder heimzukehren... Der Kaiser soll mir kommen — ich
will ihm heimleuchten und wär's bis in's Tirol hinein! — Hast Du selbst mit ihm gesprochen,
Maxli?"
„Ja, Frau Agnes . .."
„Du hast wohl nicht daran gedacht, daß der Kaiser Dein Pathe ist . . .?"
„Als ich mit ihm wenige Worte wegen einer prächtigen Kette wechselte, die er mir schenken
wollte, wußte ich noch nicht, daß der Herr der Kaiser sei."
„Wer Hat Dir's denn gesagt, Maxentia?"
„Ach, gute Muhme, wenn Ihr nur nicht glauben wolltet, daß Schäuffelein es aus Meister
Dürer abgesehen Hätte . . .", brachte Maxentia in großer Herzensbeklemmung Hervor.
Frau Agnes zog die Brauen zusammen und sah mit ihren bohrenden Augen in's Weite.
„Weißt Du, Maxli, der Schäuffelein wird Dir auch nicht groß nütz sein", sagte Agnes kalt.
„Und ich Lin nie sehr grimmig gegen ihn gewesen — weil er doch nichts gegen meinen Eheherrn
auszurichten vermag... Aber Schäuffelein fischt immer so im Stillen um Meister Albrecht
Herum, ob er ihm wohl den Auftrag zu einer Schilderei vor dem Munde wegfischen möchte. Nun,
es ist ihm ja auch mit der Votivtafel für die Sieveritzen's gelungen; aber dafür fehlt auch der
Pinsel von Dürer drin! Aber Herr Pyrkheimer meinte ja: der Schäuffelein finge da an mit seiner
Kunst, wo Meister Dürer mit derselben zu Ende sei!"
Maxentia's Wangen brannten vor Erregung. Ihr ganzes Wesen verrieth, daß für sie ein
entscheidender Augenblick gekommen sei.
„O, beste Muhme", rief sie, „wie Ihr doch im Jrrthum seid! Herr Pyrkheimer ist der erbitterte
Feind von Schäuffelein . . ."
„Seit wann denn?"
„Ach", stammelte Maxentia, „Herr Pyrkheimer behauptete, daß mich Schäuffelein geküßt habe,
wie er im Spinde den Korkzieher suchte . .. Und es ist aus meine Seligkeit nicht wahr . . ."
„Nun, wenn's dasmal gefehlt haben sollte mit dem Küssen, so hat's dergleichen wohl zu anderer
Zeit desto mehr gegeben", antwortete Agnes trocken ... „Aber, wenn der Herr Wilibald so gar
wild ist, was sollen die Leute denken? Will er selbst Dich heirathen, Maxli?"
„Ach, gute Muhme Dürer, wenn Ihr mir doch nur ein wenig helfen wolltet! Großer Heiland,
wenn ich nur erst die schwere Gefängnißthür des alten Castells auf immer hinter mir hätte!"
Und Schön-Maxli rang die Hände.
„O, ich selbst kann ja nicht gegen den Pyrkheimer aufkommen!" sagte Agnes, indeß ihre fun-

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