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68 Kvnstler-Diographttu.
Izugsweise bekannt und als unübertroffen berühmt ist: zum eleganten Bildnißmaler und zum Schil-
derer der eleganten und vornehmen Gesellschaft. Nur das allgemeine Schema des einfach ruhigen
Conversationsstückes in klarer harmonischer Färbung nahm er als ein gemeinsames Besitzthum der
Haerlemer Schule auch in diese neuen Kreise hinüber. Er bereiste Italien und Deutschland. Der
Friedenskongreß zu Münster lockte ihn 1646 in diese Stadt, und er malte daselbst eins seiner
!Hauptwerke. Die Bekanntschaft des spanischen Gesandten, Grafen von Pennaranda, wurde die
Veranlassung zur Reise nach Madrid, wo er die glänzendsten Triumphe durch seine Kunst und seins
persönlichen Vorzüge feierte. Er malte den König Philipp IV. und viele Große des Hofes, Herren
und Damen, und der schwächliche, aber kunstliebende Monarch überschüttete ihn mit Ehrenbezei-
gungen: er machte ihn^zum Ritter, schenkte ihm eine goldene Kette, einen kostbaren Ehrendegen,
silberne Sporen re. Die anregende Bekanntschaft mit Velasquez konnte ihm am spanischen Hofe
nicht entgehen; auch bei den feurigen spanischen Damen soll der holländische Meister durch seine
Erscheinung und seine feinen Manieren viel Glück gemacht haben. Er besuchte dann noch Paris
und London, überall Erfolge findend und zahlreiche Bildnisse zurücklafsend. Nach diesen seinen
letzten Reisen kehrte Terburg in sein Vaterland zurück, ließ sich in Deventer nieder, heiratete seine
Cousine, wurde — was auch sein Oheim gewesen war — Bürgermeister der Stadt, und starb
1681, ohne Nachkommenschaft zu hinterlassen
Terburg's gewöhnlicher Kreis sind die höheren Stände, in denen er zu leben gewohnt war
Starke Leidenschaften und energische Handlungen waren ihm fremd. Seine Bildniffe und Genre-
bilder sind von einer gewissen vornehmen Kühle angeweht. Lebhafte Affecte kommen nicht vor;
höchstens einmal ein leichter Fall von Unwohlsein oder Krankheit, der ohne Verstoß gegen die ele-
ganten Lebensgewohnheiten überstanden werden kann. Die Stelle der Liebe vertritt die Schäkerei;
aber immer zierlich und fein, chevaleresk und galant. Das behagliche, genußreiche Dasein einer
!bevorzugten Existenz begeistert seinen Pinsel; und zur Erhöhung des Daseins scheint ihm besonders
! die Musik ein treffliches Mittel: er weiß ihre Wirkung als geselliges Unterhaltungs- und Vereini-
gungsmittel wie kaum ein Zweiter — Netscher ausgenommen — darzustellen. Seine Compositionen
sind alle demzufolge nicht figurenreich; die einfachen Scenen sind auf den ersten Blick bis zur Nüchtern-
heit schlicht; und doch versteht er denselben einen wunderbar eigenen novellistischen Reiz zu geben. Zu
seinen Personen und Situationen denkt mau sich gern und mühelos eine kleine hübsche Geschichte aus,
in der wohl ein einfacher, glücklich endender Liebeshandel den Mittelpunkt bildet. Daß ihm selbst
eine solche Empfindungsweise nahe lag, zeigt die Existenz einer kleinen Reihe von Bildern, deren
Momente eine vollständige kleine Novelle darstellen; natürlich nicht so, daß der Meister eine solche
ersonnen und dann illustrirt hätte: allein schon das verschiedene Format der einzelnen Stücke würde
das widerlegen; — sondern sie entstanden aus gewissen typischen Grundmotiven einfachster Art, und
beziehen sich so leicht auf einander nicht sowohl durch die bewußter Weise strengstens beibehaltenen
Gestalten der Handelnden, als vielmehr nur durch eine zufällige ziemlich genaue Uebereiustimmung
der Figuren, welche naturgemäß und ungesucht der Einförmigkeit seiner Typen überhaupt entspringt.
Da sehen wir denn — in Dresden — den schmucken Officier, den Schildknappen Amors pur
exoellenee damals wie jetzt, einen Brief an seine Angebetete schreiben, während sein Trompeter, der
postiilou ä'umour, darauf wartet. Auf einem anderen Bilde — eben daselbst — vollendet die
Schöne gerade ihre Toilette, indem sie sich von der Zofe Wasser über die Hände gießen läßt, um die
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68 Kvnstler-Diographttu.
Izugsweise bekannt und als unübertroffen berühmt ist: zum eleganten Bildnißmaler und zum Schil-
derer der eleganten und vornehmen Gesellschaft. Nur das allgemeine Schema des einfach ruhigen
Conversationsstückes in klarer harmonischer Färbung nahm er als ein gemeinsames Besitzthum der
Haerlemer Schule auch in diese neuen Kreise hinüber. Er bereiste Italien und Deutschland. Der
Friedenskongreß zu Münster lockte ihn 1646 in diese Stadt, und er malte daselbst eins seiner
!Hauptwerke. Die Bekanntschaft des spanischen Gesandten, Grafen von Pennaranda, wurde die
Veranlassung zur Reise nach Madrid, wo er die glänzendsten Triumphe durch seine Kunst und seins
persönlichen Vorzüge feierte. Er malte den König Philipp IV. und viele Große des Hofes, Herren
und Damen, und der schwächliche, aber kunstliebende Monarch überschüttete ihn mit Ehrenbezei-
gungen: er machte ihn^zum Ritter, schenkte ihm eine goldene Kette, einen kostbaren Ehrendegen,
silberne Sporen re. Die anregende Bekanntschaft mit Velasquez konnte ihm am spanischen Hofe
nicht entgehen; auch bei den feurigen spanischen Damen soll der holländische Meister durch seine
Erscheinung und seine feinen Manieren viel Glück gemacht haben. Er besuchte dann noch Paris
und London, überall Erfolge findend und zahlreiche Bildnisse zurücklafsend. Nach diesen seinen
letzten Reisen kehrte Terburg in sein Vaterland zurück, ließ sich in Deventer nieder, heiratete seine
Cousine, wurde — was auch sein Oheim gewesen war — Bürgermeister der Stadt, und starb
1681, ohne Nachkommenschaft zu hinterlassen
Terburg's gewöhnlicher Kreis sind die höheren Stände, in denen er zu leben gewohnt war
Starke Leidenschaften und energische Handlungen waren ihm fremd. Seine Bildniffe und Genre-
bilder sind von einer gewissen vornehmen Kühle angeweht. Lebhafte Affecte kommen nicht vor;
höchstens einmal ein leichter Fall von Unwohlsein oder Krankheit, der ohne Verstoß gegen die ele-
ganten Lebensgewohnheiten überstanden werden kann. Die Stelle der Liebe vertritt die Schäkerei;
aber immer zierlich und fein, chevaleresk und galant. Das behagliche, genußreiche Dasein einer
!bevorzugten Existenz begeistert seinen Pinsel; und zur Erhöhung des Daseins scheint ihm besonders
! die Musik ein treffliches Mittel: er weiß ihre Wirkung als geselliges Unterhaltungs- und Vereini-
gungsmittel wie kaum ein Zweiter — Netscher ausgenommen — darzustellen. Seine Compositionen
sind alle demzufolge nicht figurenreich; die einfachen Scenen sind auf den ersten Blick bis zur Nüchtern-
heit schlicht; und doch versteht er denselben einen wunderbar eigenen novellistischen Reiz zu geben. Zu
seinen Personen und Situationen denkt mau sich gern und mühelos eine kleine hübsche Geschichte aus,
in der wohl ein einfacher, glücklich endender Liebeshandel den Mittelpunkt bildet. Daß ihm selbst
eine solche Empfindungsweise nahe lag, zeigt die Existenz einer kleinen Reihe von Bildern, deren
Momente eine vollständige kleine Novelle darstellen; natürlich nicht so, daß der Meister eine solche
ersonnen und dann illustrirt hätte: allein schon das verschiedene Format der einzelnen Stücke würde
das widerlegen; — sondern sie entstanden aus gewissen typischen Grundmotiven einfachster Art, und
beziehen sich so leicht auf einander nicht sowohl durch die bewußter Weise strengstens beibehaltenen
Gestalten der Handelnden, als vielmehr nur durch eine zufällige ziemlich genaue Uebereiustimmung
der Figuren, welche naturgemäß und ungesucht der Einförmigkeit seiner Typen überhaupt entspringt.
Da sehen wir denn — in Dresden — den schmucken Officier, den Schildknappen Amors pur
exoellenee damals wie jetzt, einen Brief an seine Angebetete schreiben, während sein Trompeter, der
postiilou ä'umour, darauf wartet. Auf einem anderen Bilde — eben daselbst — vollendet die
Schöne gerade ihre Toilette, indem sie sich von der Zofe Wasser über die Hände gießen läßt, um die