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6o

GOLDSCHMIDT

308. PLATTE. TAFEL [.XXIX
Kruzifix mit Maria 11 nd Joha 11 n es.
Um <)<)<). Alemannisch.

Zürich, Privatbesitz.

Höhe 19,3 cm, Breite nein. Auf der Oberfläche der Figuren stark abgerieben.
Befand sich 1907 im Kunsthandel in Chur und sollte aus Alvaneu (Graubünden)
stammen, das in der Nähe des alten Frauenklosters St.Peter in Müstai liegt.
Dann bei Dr. Boman Abt in Luzern.

Christus, bärtig, in gerader Haltung am Kreuz, mit stark geknickten
Armen. Innerhalb der Idäche des Kreuzes unten ein Kelch, in den
das Blut der Füße fließt, oben die Halbfiguren von Sonne und Mond
dicht nebeneinander. Zwei Engel stehen auf den Krenzarmen, Maria
und Johannes zur Seite des Kreuzes. Der freie Baum darunter, ebenso
wie der Rahmen sind mit Hanken und Palmetten mit kleinen Knos-
penansätzen gefüllt, wie sie dem Initialschmuck der alemannischen
und verwandten Handschriften des 10. Jahrhunderts eigentümlich
waren. Die dicht gestrichelte Behandlung der Gewänder, die Art der
Engelflügel, der breite Baum, den die Ornamentik einnimmt, er-
innern besonders an die alemannische Platte in Pest (Bd. I, Nr. 1 (>5)
und damit auch an die übrigen Sankt Gallener Reliefs. Auch sind
die Ranken mit denen in Sankt Gallener Handschriften zu ver-
gleichen (siehe Merton, Die Buchmalerei von St. Gallen, Tafel 68 u.a.).
In der eigentümlichen Verflechtung des Schurzes Christi und der
Gewänder der Engel ist vielleicht die Nachwirkung irischer Vor-
bilder zu spüren.

309. PLATTE. TAFEL LXXIX
Erscheinungen Christi nach dem Tode.

9.—10. Jahrhundert. Jüngere Metzer Schule.
Darmstadt, Besitz des früheren Großherzogs von Hessen.

Höhe 20 cm, Breite 11,5 cm. Links ein Biß und ein kleines Stück des Grundes aus-
gebrochen. In den Ecken und der Mitte des Bandes Bohrlöcher.

Die Fläche ist durch welliges Erdreich in vier Querreihen geteilt.
Zu oberst sitzen zwei schlafende Wächter am Grabgebäude, darunter
spricht der Engel zu den drei nahenden Frauen, während links
Christus der Maria Magdalena erscheint. In der dritten Reihe folgen
zwei Emmausszenen, Christus begegnet den Jüngern, und er segnet
das Brot innerhalb der Stadt, und zu unterst die Erscheinung Christi
unter den Jüngern, die ihm zu essen reichen (Ev. Lukas XXIV, f\1).
Es ist zu bemerken, daß in den Szenen eine enge Verwandtschaft
mit dem Pariser Buchdeckel aus einer Metzer Kirche (Bd. I, Nr. 84)
besteht, einige Figuren und Gruppen sogar genau wiederholt sind,
wie der Wächter links oben und das Gebäude, das der Schnitzer
nur umdrehte, ferner die Mittelgruppe der untersten Reihe. Auch
nach dem Stil der Figuren und besonders der Ornamentik gehört
das Belief der gleichen Sehlde an, jedoch einer anderen Hand, die
sich deutlich in den Kopftypen unterscheidet.

310. PLATTE. TAFEL LXXIX

M a j e s t a s mit E v a n g e 1 i s t e n s y m b o 1 e n.

10.—11. Jahrhundert. Rheinisch.

I 111 Kunsthandel.

Höhe 19 cm, Breite 8,5 cm.

Christus in der zweifachen Glorie thronend mit den Evangelisten-
symbolen in den Zwickeln der Platte. Den Hand bildet ein Palmet-
tenornament mit Einschließung von Kugeln.

31 1. PLATTE. TAFEL LXXIX
A u f w e c k u n g des L a zarus.
1 o.— 1 i.Jahrhundert. De utsc h.
Eondon, British Museum.

Höhe 9,7 cm, Breite 7 cm. Knochen. Sehr stark von Sprüngen durchsetzt. Linker
Hand abgebrochen, oben und rechts Teile eines schmalen erhöhten Bandes erhal-
ten, unten scheint überhaupt kein Band vorhanden gewesen zu sein. 1910 an-
gekauft.

Der bartlose Christus steht mit fünf Jüngern vor dem Grabmal
des Lazarus, dessen Tür ein Mann oben in den Händen hält.
Maria und Martha knien beide zu Christi Füßen. Der Stil des recht
grob gearbeiteten Reliefs erinnert an die späten Ausläufer der Ada-
gruppe, wie Bd. I, Nr. 35 und 3y und zeigt zugleich auch geringere
Anklänge an die jüngere Metzer Gruppe Bd. I, Nr. 102, so daß
auf eine deutsche Arbeit, vielleicht des Oberrheins, geschlossen
werden muß.

3 1 2. PLATTE (FRAGMENT). TAFEL LXXIX

H o c h zeit zu K a n a.

Um 600. Alexandria.

London, Victoria & A1 bert Museum.

Höhe 11 cm, Breite 9 cm.

Drei Diener sind mit den Weinkrügen beschäftigt, der eine gießt
einen Weinschlauch aus, der zweite hat einen Weinheber in der
Hand, der dritte trägt eine Kanne herbei. Die obere Hälfte der
Platte ist abgebrochen, doch läßt sie sich ihrem Inhalt nach durch die
Kopie ergänzen, die sich auf der Kathedra von Salerno (Nr. 126, 3o)
befindet. Dort sitzt Christus mit den Hochzeitsgästen am Tisch
und empfängt aus der Hand des Mannes mit dem Weinheber ein
Glas zur Probe, während er sich nach links zur Maria wendet.
Der Stil des Reliefs ist genau derselbe wie bei den Markusreliefs
Nr. 112 ff, mit denen es offenbar den gleichen Gegenstand, ver-
mutlich eine Kathedra, schmückte. Auch die Maße sind dieselben.

Literatur: E. Maclagan in The Burlington Magazine 1921, Vol. XXXVIII,
S. 178.
 
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