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Gothein, Marie Luise
William Wordsworth: sein Leben, seine Werke, seine Zeitgenossen (Band 1) — Halle a.S., 1893

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https://doi.org/10.11588/diglit.16635#0304
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— 28C —

er mir in den Weihnachtsferien in Formcett erzählte, wäh-
rend wir die Kieswege im Pfarrgarten bei Mond- oder
Sternenlicht auf und nieder schritten." Denn auch dies-
mal führte Dorothy wieder ein Tagebuch und zwar eines,
das sie nach ihrer Rückkehr genau ausarbeitete. Dorothy
hatte ihre Fähigkeit, den kleinsten Eindruck zum Bilde
zu gestalten, auch jetzt nicht verloren; dazu aber spricht
sich in diesen Tagebuchblättern noch das Bewufstsein aus,
die uralte Kulturstrafse „den königlichen Strom" den Rhein
bis zu seinem Ursprung hinauf zu wandern. Es schärfte
ihr Auge mehr wie früher auch für die grofsen Züge der
Landschaft und des Lebens. Allem aber weifs sie das
Gepräge ihres originellen Geistes aufzudrücken, sodafs die
allbekannten und oft geschilderten Züge uns aus ihrem
Tagebuche wieder neu und interessant anblicken.

Dafs es eine Gesellschaft von Litteraten war, die
gemeinsam diesen Weg zog, darüber werden wir nicht im
Zweifel gelassen; denn kaum jemals ist wohl ein so viel-
gestaltiger Bericht von ein und derselben Reise aufbehalten
worden. Auch Mrs. Wordsworth hatte ein kürzeres,
aber sehr fein und zart empfundenes Tagebuch als Er-
innerung für ihre Kinder heimgebracht; Crabb-Robinson,
der ebenfalls seiner jahrelang geübten Gewohnheit treu
blieb und seine sorgfältigen Notizen weiter führte, gesteht,
dafs er sich bei der Lektüre von Mrs. Wordsworths
Tagebuch ganz beschämt fühle: „Es ist dem meinigen so
überlegen; sie hat so weit mehr gesehen als ich, obwohl
wir einen grofsen Teil der Zeit Seite an Seite zugebracht
haben." Mary war eben in guter Schule gewesen. Er-
wähnen wir nun noch, dafs auch von den übrigen Reise-
gefährten — einem Mr. Monkhouse mit Gattin und
Schwester — der weibliche Teil ein Tagebuch führte, so
 
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