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leuchtet und die düstern Schrecknisse des Ortes enthüllt.
Er macht dem Streit ein Ende, doch sein Licht stärkt
auch die Hoffnung der Besiegten, nur das Antlitz der
Göttermutter

..zeigt nicht Freude, wenn auch alle
Mit voller Kehle nun .Saturnus' riefen."

Mit dieser gespannten Erwartung vor dem Beschluß
der That muß der Leser Abschied nehmen von der Rotte
der Gestürzten: noch eine kurze Szene im dritten Buche
eröffnet den Blick in das Reich des wachsenden Sieges.
Auf Delos erwachst der Knabe, der auch den letzten der
Titanen aus seinem Herrschersitz verdrängen soll. Dem
„Vater aller Lieder"' gilt dieser Sang. Schon einmal hatte
unser Dichter mit ungeübten knabenhaften Versen seine
Huldigung Apollo gebracht in dem Hymnus und der Ode
auf Apollo, die zu seinen ersten Versuchen gehörten. Jetzt
stand ihm die Fülle der Melodien zu Gebote, doch seine
Muse rührt fast zu fromm ..Delphis Harfe", zu süß er-
klingen die ,.dorischen Flötentöne'; in diesem Kampfliede;
wohl ein Gott der Lieder wird aus diesem schönen, thränen-
und sehnsuchtsvollen Knaben erwachsen; doch wo der Sieger
über die Titanenbrut? Das Gedicht bricht in der Mitte
der Schilderung ab. Mnemosynes Erscheinen hat die Götter-
knospe zur Blüte entfaltet, und in seliger Qual sehen wir
den werdenden, seiner selbst bewußten Gott,

Betrachten wir den Hyperion mit dem Geiste seines
Verfassers, der den Plan des vollendeten Gedichtes schaute,
so ist alles, was er uns gab, nur Einleitung und Vor-
bereitung: nur wenig Andeutungen sind vorhanden, die auf
die Entwickelung schließen lassen. Daß der Sturz der Ti-
tanenwelt und der Triumph der neuen Götter den Ausgang
bilden sollten, liegt in der antiken Tradition, aus der er
 
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