in seinem Hause ein heiterer Freundeskreis versammelt,
erinnert mich an eigene Bonner Zeiten. Was mit Stinnes
zusammenhängt, hat alles eine größere Auffassung vom
Wirtschaftsleben und seinen sozialen Aufgaben ... Ober-
heid ist kein gewöhnlicher Mensch, die Art, wie er in die
größten Geschäfte eingreift und sich dabei klar und be-
scheiden zu den Menschen stellt, imponiert mir. Sein Ver-
hältnis zu Stinnes, der ihn wie einen Sohn behandelt, ist
sehr merkwürdig." Und doch weiß er in einem späteren
Brief zu berichten, daß trotz glücklichster äußerer
Umstände, häuslicher wie geschäftlicher, er sich doch nie
ganz in dieser Welt restloser Arbeit, „die nur ein Mensch
wie Stinnes, für den Vorwärtsstürmen, Organisieren,
Herrschen Pflicht und Glück ist, ertragen kann", wohl
fühle. „Wir hatten eine Weile allein auf- und abgehend
ein ernstes Gespräch, in dem er mir über die Sinnlosigkeit
seines Daseins klagte. Für Menschen wie Oberheid ist
ja nicht wie für den echten Rheinländer das bald leicht-
sinnige, bald harmlose Genießen ein Gegengewicht gegen
dieses Dasein. Für alle diese schwerflüssigen Westfalen,
die auch geistig unter dem Druck von Kohle und Eisen
stehen, ist dies einfache Leben nie rastender Arbeit wohl
Lebensbedingung — um dann in einem Augenblick für
sie .sinnlos' zu werden. Ich begreife so gut, warum
bei diesen arbeitsamsten und stillsten unter den Deut-
schen, gerade wie unter den Schwaben, mit denen sie
manche Ähnlichkeit haben, der Pietismus und andere
Sekten das Gegengewicht bilden. Ein anderer meiner
Schüler, ein ganz junger lebensfrischer Mensch, hat sich
mit seiner jungen Frau — denn sie heiraten ja alle sofort
— einer der kleinen Sekten, die strengen Vegetarismus
und Alkoholentsagung mit einer Dosis mystischer Schwär-
315
erinnert mich an eigene Bonner Zeiten. Was mit Stinnes
zusammenhängt, hat alles eine größere Auffassung vom
Wirtschaftsleben und seinen sozialen Aufgaben ... Ober-
heid ist kein gewöhnlicher Mensch, die Art, wie er in die
größten Geschäfte eingreift und sich dabei klar und be-
scheiden zu den Menschen stellt, imponiert mir. Sein Ver-
hältnis zu Stinnes, der ihn wie einen Sohn behandelt, ist
sehr merkwürdig." Und doch weiß er in einem späteren
Brief zu berichten, daß trotz glücklichster äußerer
Umstände, häuslicher wie geschäftlicher, er sich doch nie
ganz in dieser Welt restloser Arbeit, „die nur ein Mensch
wie Stinnes, für den Vorwärtsstürmen, Organisieren,
Herrschen Pflicht und Glück ist, ertragen kann", wohl
fühle. „Wir hatten eine Weile allein auf- und abgehend
ein ernstes Gespräch, in dem er mir über die Sinnlosigkeit
seines Daseins klagte. Für Menschen wie Oberheid ist
ja nicht wie für den echten Rheinländer das bald leicht-
sinnige, bald harmlose Genießen ein Gegengewicht gegen
dieses Dasein. Für alle diese schwerflüssigen Westfalen,
die auch geistig unter dem Druck von Kohle und Eisen
stehen, ist dies einfache Leben nie rastender Arbeit wohl
Lebensbedingung — um dann in einem Augenblick für
sie .sinnlos' zu werden. Ich begreife so gut, warum
bei diesen arbeitsamsten und stillsten unter den Deut-
schen, gerade wie unter den Schwaben, mit denen sie
manche Ähnlichkeit haben, der Pietismus und andere
Sekten das Gegengewicht bilden. Ein anderer meiner
Schüler, ein ganz junger lebensfrischer Mensch, hat sich
mit seiner jungen Frau — denn sie heiraten ja alle sofort
— einer der kleinen Sekten, die strengen Vegetarismus
und Alkoholentsagung mit einer Dosis mystischer Schwär-
315