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Gothein, Marie Luise
Eberhard Gothein: ein Lebensbild, seinen Briefen nacherzählt — Stuttgart, 1931

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https://doi.org/10.11588/diglit.17648#0330
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merei und einer Yogaähnlichen Körperübung verbindet,
angeschlossen und konnte mir nicht genug versichern, wie
heiter und ausgefüllt er sich fühle, während er mir zu-
gleich von der rastlosen Ausdehnung seines Geschäfts,
wie er den Umsatz auf das Zwölffache gesteigert habe,
stolz berichtete. Aber für Oberheid, für seine so veran-
lagte Natur, sind solche Kinderbeschwichtigungen nichts."
— Und doch sollte es nicht in dieser Richtung liegen, daß
dieser selbe Mensch, nach dem Stinneszusammenbruch,
Theologie studierte?

Bei allen diesen Reisen aber drückte Gothein die Sorge
um die kommende Besatzung, lange ehe sie effektiv
wurde, unaufhörlich; als sie aber dann 1923 kam, da war
es wieder ganz aus Gotheins Charakter heraus das
erste, daß er eine ausführliche Broschüre „Das Ruhrge-
biet, seine Eigenart, seine Bedeutung für Deutschland
und seine Widerstandskraft" schrieb, eine der letzten
Arbeiten, die aus seiner Feder kam. Eine historische Ein-
leitung, die in aller Kürze ein plastisches Bild der Ent-
stehung dieses Koloniallandes inmitten einer alten Kultur
gibt, knüpft vielfach an sein Kölner Buch an in Weiter-
führung und geographischer Ausdehnung. Die Eigenart
der Bodenbeschaffenheit des Ruhrgebietes — Kohlen-
reichtum und Mangel an Erzen —, seine günstige Ver-
kehrslage, durch Eisenbahnen und Wasserstraßen er-
schlossen, und nicht zuletzt die Sonderart seiner Bevöl-
kerung, sowohl der Unternehmer, wie der Arbeiter, „bei
denen trotz dem Völkergemisch, dem starken polnischen
Einschlag der westfälische Charakter doch der herr-
schende bleibt", habe in diesem Zentrum deutscher
Industrie ein Ganzes von so erstaunlicher Präzision und
Durcharbeitung der Organisation geschaffen, daß der

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