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Grimm, Herman
Albrecht Dürer — Berlin: Lüderitz, 1866

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https://doi.org/10.11588/diglit.48482#0043
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zuwirken. Und da vieles was in diesem Glauben geschehn ist,
im Namen Dürer's geschah, so kann diese ideale Anwaltschaft
nicht unerwähnt bleiben wo von ihm die Rede ist.
Welches Verhältnis) nimmt Dürer zur Kunst der heutigen
Zeit ein?
Alle Diejenigen, die ausgewachsen im Leben drinsteheu und
sich als Männer fühlen, aus deren mitarbeitenden Kraft die
Existenz des Volkes beruhn müsse, empfinden das Bedürfniß,
sich als Theil des Volkes sichtbar eingreifend zu gewahren.
Niemand kann sein Leben auf eine Thätigkeit basiren, die er
nur geduldet oder durch Unterstützungen erhalten ausübt. Ein
solcher Zustand ist ein unerträglicher. Man will arbeiten und
inne werden, daß diese Arbeit wirke. Man will mit den Jahren
in eine auf Achtung Anspruch machende Stellung hineinwachsen
und in dieser sich ausdehnen.
Welchen Rang nimmt in den Reihen dieser vorwärtsdrin-
gendenKräfte die des bildendenKünstlers ein? Denjenigen, den ihr
der Erfolg ihrer Thätigkeit anweist. Man wird den Architekten
zunächst nicht nach der Schönheit seiner Bauten, sondern nach
deren technischen Bedeutung abschätzen, sowie nach den Summen,
die er dabei verdient; den Maler, den Musiker nach den Hono-
raren, den Dichter und Schriftsteller nach dem Erfolge ihrer
Thätigkeit. Man hat nicht allein ein Recht, so rein aus das
Aeußerliche zu sehen und danach abzuschätzen, sondern auch die
Verpflichtung, diejenigen, welche sich diesen Laufbahnen zuwenden
wollen, aus den unausbleiblichen Eintritt dieser Berechnung
aufmerksam zu machen. Das Leben ist nicht anders und kann
nicht nmgestaltet werden.
Allerdings läßt sich hier etwas einwersen: Wer wollte
leugnen, daß es eine Art Arbeit gebe, deren Ziele über denen
des gemeinen Lebenserwerbes erhaben dastehen, und deren Früchte,
 
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