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Grimm, Herman; Grimm, Herman [Hrsg.]
Fragmente (Band 1,1) — Berlin, Stuttgart: Spemann, 1900

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https://doi.org/10.11588/diglit.47241#0074
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Göttin opfern, die man an der Küste versteckt gefunden —
sie schlachten mit eigener Hand!
Das des königlichen Höchstgebietenden letztes Wort. Iphi-
geniens sich erneuendes Gebet um Rettung schließt den Act,
die wundervollen Daktylen, die auch iu der ersten Fassung
des Stückes schon wie Gesang tönen.
III.
Goethe's Schauspiel wurde 1779, und später noch, von
der höchsten Gesellschaft Weimar's selbst aufgeführt. Es war
in den Anfangszeiten, als sein Erscheinen die Weimaraner-
Welt betrunken machte. Er und der Herzog spielten mit.
Goethe natürlich hatte die Rollen einstudirt. Von welchem
Werthe wäre es, über die Einzelheiten dieser Einstudirung
Kunde zu besitzen! Vieles würde dadurch zu neuem Leben
noch erweckt werden. Wie wirkten damals die Worte des
Königs: „Du kennst den Dienst?" Und wie sprach Iphi-
genie nach dem Fortgehen des Königs einsam zürückbleibend
das Gebet zu Diana? Leidenschaftlich die Göttin um Hülfe
anrufend? Oder mit verzagender Stimme, die leise verklingt?
Wie wollte Goethe es gehalten wissen bei jener ersten Dar-
stellung? Danach habe ich mich oft gefragt. Die Antwort
hat verschieden gelautet. Sie hängt zusammen mit dem ge-
summten Aufbau der Scene.
Drei Elemente müssen bei der Bühneneinrichtung der
Iphigenie zur Darstellung gelangen: der Tempel, der Wald,
das Meer und über alledem die Einsamkeit. Künstlerischer
Schmuck der Scene darf hier gefordert werden. Unser heutiges
Publikum ist darau gewöhnt. Ich wiirde auf der einen Seite
einige ganz mächtige cannelirte Säulen sich in die Höhe ver-
 
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