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lieren lassen, zu deren Unterbau zwei flache breite Stufen
aufführen. Gegenüber müßte lichter, emporstrebender Baum-
wuchs sichtbar werden, der das Gefühl erweckte, als bedecke
Wald die auf dieser Seite herabgehenden Felsen. Den Hinter-
grund füllt die weite Aussicht auf das Meer mit sich hin-
ziehendem Gewölk und fernen Inseln.
Und so steht Iphigenie beim Fortgehen des Königs ein-
sam nun wieder auf der untersten Stufe des Tempels.
Respektvoll, aber kalt und dienstmäßig hat Thoas gegrüßt
und ist mit seinen Leuten hinweggeschritten. Ich würde Musik
für das beste Mittel ansehen, das zu schildern, was in Iphi-
geniens Seele jetzt vorgeht.
Wie anders stehen die Dinge nun! Ans Licht gebracht
ist, was bis dahin verhüllt geblieben war. Iphigeniens Ver-
hältniß auch zu sich selbst ist durch ihre Geständnisse ein
anderes geworden. Sie hat an Macht verloren. Das Wort
„Du kennst den Dienst!" sagt ihr, daß von idealer Zurück-
haltung zwischen ihr und dem Könige von nun an abgesehen
werde, und daß die amtliche Wirklichkeit in ihre Rechte trete.
Im ersten Augenblicke steht Iphigenie wie erstarrt. Dann
erhebt sich ein Sturm in ihr. Furcht vor dem Dichtbevor-
steheuden. Stolz auf ihr Geschlecht, dessen Sünden sie mit
ihrer Beichte gleichsam ausgelöscht hat, und das Verwandt-
schaftsgefühl mit den Göttern. Die Arme erhebend, als wolle
sie die Wolken mit den Händen Heilen, bricht sie in ein
leidenschaftliches Anrufen der Diana aus, als ob die Götter
zu augenblicklicher Hülfe herabzukommen sich zwingen ließen.
Doch auch von Verwandten ist nichts zu erhoffen, wenn
sie nichts gewähren wollen. Nach wenigen Versen verwandelt
sich dies Gebet in bloße herzliche Bitte, endlich aber dann in
lieren lassen, zu deren Unterbau zwei flache breite Stufen
aufführen. Gegenüber müßte lichter, emporstrebender Baum-
wuchs sichtbar werden, der das Gefühl erweckte, als bedecke
Wald die auf dieser Seite herabgehenden Felsen. Den Hinter-
grund füllt die weite Aussicht auf das Meer mit sich hin-
ziehendem Gewölk und fernen Inseln.
Und so steht Iphigenie beim Fortgehen des Königs ein-
sam nun wieder auf der untersten Stufe des Tempels.
Respektvoll, aber kalt und dienstmäßig hat Thoas gegrüßt
und ist mit seinen Leuten hinweggeschritten. Ich würde Musik
für das beste Mittel ansehen, das zu schildern, was in Iphi-
geniens Seele jetzt vorgeht.
Wie anders stehen die Dinge nun! Ans Licht gebracht
ist, was bis dahin verhüllt geblieben war. Iphigeniens Ver-
hältniß auch zu sich selbst ist durch ihre Geständnisse ein
anderes geworden. Sie hat an Macht verloren. Das Wort
„Du kennst den Dienst!" sagt ihr, daß von idealer Zurück-
haltung zwischen ihr und dem Könige von nun an abgesehen
werde, und daß die amtliche Wirklichkeit in ihre Rechte trete.
Im ersten Augenblicke steht Iphigenie wie erstarrt. Dann
erhebt sich ein Sturm in ihr. Furcht vor dem Dichtbevor-
steheuden. Stolz auf ihr Geschlecht, dessen Sünden sie mit
ihrer Beichte gleichsam ausgelöscht hat, und das Verwandt-
schaftsgefühl mit den Göttern. Die Arme erhebend, als wolle
sie die Wolken mit den Händen Heilen, bricht sie in ein
leidenschaftliches Anrufen der Diana aus, als ob die Götter
zu augenblicklicher Hülfe herabzukommen sich zwingen ließen.
Doch auch von Verwandten ist nichts zu erhoffen, wenn
sie nichts gewähren wollen. Nach wenigen Versen verwandelt
sich dies Gebet in bloße herzliche Bitte, endlich aber dann in