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Grimm, Herman; Grimm, Herman [Hrsg.]
Fragmente (Band 1,1) — Berlin, Stuttgart: Spemann, 1900

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https://doi.org/10.11588/diglit.47241#0270
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Ärnst (Lurtius, Heinrich von TreiLschke,
Leopold von Ranke.

Wenn Männer von Bedeutung sterben, merkt das Publi-
kum, wie wenig es von ihnen wisse. Diejenigen berichten,
die ihre Freunde waren. Die Heimgegangenen stehen im
Vordergründe. Mitten in der Trauer über ihren Hingang
aber wirthschaften wir ohne sie ruhig weiter. Die Ersatzleute
der Unersetzlichen treten sofort ein. Neue Verluste rufen unsere
Theilnahme nach anderer Seite hin wach. Die großen Todten
sind rasch historisch geworden. Sie versinken in eine Art
vorläufiger Vergessenheit.
Aus ihr tauchen sie dann aber wieder auf. Früher oder
später erinnert inan sich ihrer; nicht mehr im früheren
Sinne: man hatte sie betrauert und glänzende Bilder von
ihnen entworfen, nun vermißt man sie und wägt ihre
Leistungen ruhig ab. Es wird gefragt, ob ihr Platz aus-
gefüllt sei. Wer die Lebenden denn seien, auf die die Blicke
nun sich richten sollen, wie einst auf sie. Die Entdeckung
wird gemacht, daß die Stellen, wo die verschwundenen Ge-
stirne einst am Himmel standen, dunkel geblieben sind.
Ernst Curtius und Heinrich von Treitschke sind nun
schon lange todt, wie heute „lange" verstanden wird. Die
 
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