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und an Anschauungsvermächtnissen liefert, dem Lernenden
nütze, zugleich aber ihm doch eine Last ausbürde. Ein kraft-
volles Talent, der Natur gegenüber gestellt und sich selbst
überlassen, müßte aus seiner Einsamkeit und Vorfahren-
losigkeit einen unberechenbaren Zuwachs an Thatkraft em-
pfangen. Zweitens, scheint es, beherrscht sie die Einsicht,
daß die neuesten Erfindungen einen Zuwachs an Möglich-
keiten der Naturbeobachtung geliefert haben, der so groß ist,
daß ein seiner Kraft sich bewußtes Talent sich den Stätten
vielleicht besser fernhalten wird, wo technisch befangene Lehr-
kräfte seinen Blick für abgethane Beobachtungsmethoden ab-
richten, die Fähigkeit aber, das wahrhaftig Neue aufzunehmen,
in ihm abstumpfen werden. Und es hat, drittens, sich die
Erfahrung ihnen aufgedrängt, daß Anschauungen heute künst-
lerisch geformt zu werden verlangen, welche neuer Mittel
und neuer Formen bedürfen. In diesem Sinne erscheinen
ein süddeutscher Bildhauer, ein belgischer Bildhauer und ein
mitteldeutscher Landschaftsmaler als Aussteller der Berliner
Secession von 1900.
Meunier, dem schon älteren Manne, hat das eigentliche
Arbeitsfeld sich erst spät aufgethan. In Belgien, dem am dich-
testen bevölkerten Lande der Welt, lebt ein Theil des Volkes
unter der Erde. Die mit gewaltigen Muskeln ausgestatteten
Bewohner der schwarzen Unterwelt haben, bei ihrer den ganzen
Mann in Anspruch nehmenden, halb thierischen monotonen
Thätigkeit Generationen hindurch ihre Körper dem Schicksal
angepaßt, das über sie verhängt worden ist. Sie bieten den
Anblick einer Mitleid erregenden Umgestaltung ins Ein-
fache. Diesen Arbeitern hat der Bildhauer sich zugesellt.
 
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