Die Belagerung von Florenz
am raschesten erreicht haben. Die Mitte dieses Weges aber bildete das verlorene Empoli:
es mußte ein anderer Weg gefunden werden.
Nach Pisa schlug sich Ferrucci durch. Es war den Spaniern unmöglich, ihm den Weg zu
verlegen.
Am I. August erscheint Ferrucci, durch das Gebiet von Lucca ziehend, vor Pescia.
Aber Lebensmittel sowie freier Durchzug werden ihm verweigert. Auf Umwegen, um Mara-
maldo irrezuführen, der ihm auf den Fersen folgte, bewegt er sich im gebirgigen Lande nach
Pistoja weiter.
Begeisterung in Am 31. Juli wurde in Florenz die letzte große Revue gehalten: 16000 Bewaffnete, Bürger
Florenz und Soldaten, mit 21 Geschützen zogen auf. Die Hauptleute empfingen das Sakrament. Am
I. August fand eine allgemeine Prozession statt. Der Gonfalonier und die Mitglieder der Re-
gierung voran, barfuß sämtlich, ging es von Kirche zu Kirche. Am 2. August, während Ferrucci
von den Höhen von Pistoja her herunterkäme, sollte der Kampf unternommen werden. Zwei-
tausend Mann würden ihm entgegengehen, während die übrigen sich auf das Lager des Feindes
stürzten, dessen Vernichtung um so leichter schien, als er an demselben Tage von Oranien
mit seinen Truppen verlassen worden war. Der Prinz wollte Ferrucci in Person entgegentreten.
Ein entscheidender Kampf war möglich also. Die Partie stand gleich. Was sie zugunsten
der Bürger hätte entscheiden müssen, war die Todesbegeisterung, mit der sie sich zu fechten
sehnten, war die Mitwirkung Ferruccis, war endlich die Unsicherheit der Kaiserlichen, von
denen die Mehrzahl halb in Empörung begriffen sich lässig geschlagen, und wenn sich der
Sieg den Florentinern zuneigte, diesen angeschlossen hätten.
An jenem 2. August aber wurde der Verrat von Malatesta vollbracht. Er weigerte sich,
den Ausfall geschehen zu lassen. Niemand wußte besser als er, daß das Lager so gut wie
entblößt von Truppen und leicht zu erobern sei. Genauere Nachrichten hatte er darüber, als
Gonfalonier und Signoren. Denn diese ahnten nicht, daß Oranien überhaupt nur deshalb mit
der Blüte seiner Leute nach Pistoja abgegangen war, weil er Malatestas Versprechen in Händen
hielt, an diesem Tage einen Angriff auf die Verschanzungen verhindern zu wollen.
Schon seit längerer Zeit unterhandelten beide. Zuerst in der Art, daß die Regierung darum
wußte, dann aber, als diese sich auf nichts einlassen wollte, in den letzten Tagen ohne ihr
Vorwissen.
Malatestas Malatesta hatte nicht gewagt, im Palaste zu erscheinen. Schriftlich sandte er der Regierung
Verrat dje Aufzählung der Gründe zu, warum man nicht kämpfen dürfe. Diese Schrift war eine Lüge.
Es wurde ihm erwidert, er habe zu halten, wozu er verpflichtet sei, und man werde kämpfen.
Am 3. August antwortete er. Er werde, da der Kampf unmöglich sei, einen oder zwei
Bevollmächtigte an Oranien schicken. Stelle der Prinz Bedingungen, die mit der Ehre der Stadt
unverträglich wären, dann sei er bereit, den letzten Kampf zu wagen. Vorher aber müsse das
Consiglio grande berufen werden, vor ihm habe die Regierung sich auszusprechen, auch er
werde erscheinen und seine Ansicht vortragen: laute die Abstimmung dann für den Kampf,
so wolle er ihn unternehmen, und er ergebe sich dem Willen der Gesamtheit.
Die Absichten der durch Malatesta arbeitenden Parteien blickten so deutlich aus den Zeilen
dieses Briefes, daß die Regierung keinen Zweifel mehr hegen konnte über das, was im Werke
sei. Der Schluß des Schreibens besonders, der auf rasche Entscheidung drängte, klingt wie
absichtlich insolent.
So verstand jetzt aber auch die Regierung die Lage der Dinge. Immer noch hielt das Volk
fest am Glauben an seine Unbesiegbarkeit. Ein ungeheurer Tumult entstand, als die Kunde von
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am raschesten erreicht haben. Die Mitte dieses Weges aber bildete das verlorene Empoli:
es mußte ein anderer Weg gefunden werden.
Nach Pisa schlug sich Ferrucci durch. Es war den Spaniern unmöglich, ihm den Weg zu
verlegen.
Am I. August erscheint Ferrucci, durch das Gebiet von Lucca ziehend, vor Pescia.
Aber Lebensmittel sowie freier Durchzug werden ihm verweigert. Auf Umwegen, um Mara-
maldo irrezuführen, der ihm auf den Fersen folgte, bewegt er sich im gebirgigen Lande nach
Pistoja weiter.
Begeisterung in Am 31. Juli wurde in Florenz die letzte große Revue gehalten: 16000 Bewaffnete, Bürger
Florenz und Soldaten, mit 21 Geschützen zogen auf. Die Hauptleute empfingen das Sakrament. Am
I. August fand eine allgemeine Prozession statt. Der Gonfalonier und die Mitglieder der Re-
gierung voran, barfuß sämtlich, ging es von Kirche zu Kirche. Am 2. August, während Ferrucci
von den Höhen von Pistoja her herunterkäme, sollte der Kampf unternommen werden. Zwei-
tausend Mann würden ihm entgegengehen, während die übrigen sich auf das Lager des Feindes
stürzten, dessen Vernichtung um so leichter schien, als er an demselben Tage von Oranien
mit seinen Truppen verlassen worden war. Der Prinz wollte Ferrucci in Person entgegentreten.
Ein entscheidender Kampf war möglich also. Die Partie stand gleich. Was sie zugunsten
der Bürger hätte entscheiden müssen, war die Todesbegeisterung, mit der sie sich zu fechten
sehnten, war die Mitwirkung Ferruccis, war endlich die Unsicherheit der Kaiserlichen, von
denen die Mehrzahl halb in Empörung begriffen sich lässig geschlagen, und wenn sich der
Sieg den Florentinern zuneigte, diesen angeschlossen hätten.
An jenem 2. August aber wurde der Verrat von Malatesta vollbracht. Er weigerte sich,
den Ausfall geschehen zu lassen. Niemand wußte besser als er, daß das Lager so gut wie
entblößt von Truppen und leicht zu erobern sei. Genauere Nachrichten hatte er darüber, als
Gonfalonier und Signoren. Denn diese ahnten nicht, daß Oranien überhaupt nur deshalb mit
der Blüte seiner Leute nach Pistoja abgegangen war, weil er Malatestas Versprechen in Händen
hielt, an diesem Tage einen Angriff auf die Verschanzungen verhindern zu wollen.
Schon seit längerer Zeit unterhandelten beide. Zuerst in der Art, daß die Regierung darum
wußte, dann aber, als diese sich auf nichts einlassen wollte, in den letzten Tagen ohne ihr
Vorwissen.
Malatestas Malatesta hatte nicht gewagt, im Palaste zu erscheinen. Schriftlich sandte er der Regierung
Verrat dje Aufzählung der Gründe zu, warum man nicht kämpfen dürfe. Diese Schrift war eine Lüge.
Es wurde ihm erwidert, er habe zu halten, wozu er verpflichtet sei, und man werde kämpfen.
Am 3. August antwortete er. Er werde, da der Kampf unmöglich sei, einen oder zwei
Bevollmächtigte an Oranien schicken. Stelle der Prinz Bedingungen, die mit der Ehre der Stadt
unverträglich wären, dann sei er bereit, den letzten Kampf zu wagen. Vorher aber müsse das
Consiglio grande berufen werden, vor ihm habe die Regierung sich auszusprechen, auch er
werde erscheinen und seine Ansicht vortragen: laute die Abstimmung dann für den Kampf,
so wolle er ihn unternehmen, und er ergebe sich dem Willen der Gesamtheit.
Die Absichten der durch Malatesta arbeitenden Parteien blickten so deutlich aus den Zeilen
dieses Briefes, daß die Regierung keinen Zweifel mehr hegen konnte über das, was im Werke
sei. Der Schluß des Schreibens besonders, der auf rasche Entscheidung drängte, klingt wie
absichtlich insolent.
So verstand jetzt aber auch die Regierung die Lage der Dinge. Immer noch hielt das Volk
fest am Glauben an seine Unbesiegbarkeit. Ein ungeheurer Tumult entstand, als die Kunde von
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