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Hals, Frans [Editor]; Grimm, Claus <Prof., Dr.> [Editor]
Frans Hals: Entwicklung, Werkanalyse, Gesamtkatalog — Berlin, 1972

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https://doi.org/10.11588/diglit.29837#0029
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ließ zuvor Seymour Slive wie mich an ein knapp zehn Jahre früheres Entstehungsdatum
glauben.

Kat. 3 Porträt einer stehenden Dame, um 1619, Toronto Slg. Koppel (Abb. 10, 11).

Die Kopfpartie des Bildes ist aus der Leinwand herausgeschnitten und danach durch ein
eingesetztes Stück ergänzt worden. Der heute sichtbare aufgemalte Kopf ist wahrschein-
lich nach der ursprünglichen Darstellung kopiert worden (Modellierweise des Gesichts
und Schnitt der Haube entsprechen der Stilstufe des übrigen Bildes). Die rechte Hand
weist Übermalungen auf. Der Hintergrund mit der düsteren Abendlandschaft ist spätere
Einfiigung. Das Kostüm zeigt etwas nachgemalt den originalen Zustand. Gut erhalten ist
die linke Hand (Abb. 11).

Kat. Aiyb Bildnis des Willem van der Camer, 1630, Berlin (Abb. j6).

Ob es eine Kopie oder das Original ist, das dem Berliner Bilde zugrundeliegt, ist in keiner
Weise mehr feststellbar. Als »Porträt eines buckligen Herrn« trägt es in der Kompo-
sition wie im Detail ebensowenig Halssche Ziige, wie die tradierte Datierung 1623 mit
der Malweise beispielshalber des Gesichts vereinbar ist. Das uns glücklicherweise im
Stiche Jonas Suyderhoefs (Kat. A ij a, Abb. 75) authentisch überlieferte Ovalbildnis des
Willem van der Camer ist in der Malerei des Gesichts noch am besten konserviert, wenn-
gleich auch hier einlreitliclr von Nachmalungen zugedeckt. Die Lichtseite ist dabei stärker
verändert als die im Halbschatten liegende. Doch auch die Reste des ursprünglichen
Kragen- und Schulterverlaufs sind verfolgbar, ebenso der Ovalrahmen mit Außen- und
Innenkante. Das übrige, heute sichtbare Bild — Hut, Kragenerweiterung, Buckel (!),
Manschetten und Hände — ist ein Dokument der Erbärmlichkeit. Nach oben hin und
nach links scheint die Tafel nachträglich beschnitten zu sein.

Kat. 99 Bildnis eines Offiziers, um 1639, Washington.

Das Bild scheint an den Rändern beschnitten (keine Schwingung des Leinwandgewebes,
Überschneidungen des Bildrandes mit Ellenbogen und Hand), stark gereinigt, so daß die
Farbe sehr dünn geworden ist. Der linke Arm ist teils vom Hintergrund übermalt, teils
von der Unterkante beschnitten. Die in ihrer Haltung vieldeutige Manschette scheint
spätere Aufmalung zu sein, ebenso das Rudiment der rechten Hand. Das Gesicht zeigt
über der abgeriebenen Inkarnatfarbe einige Änderungen, Aufmalungen in der Zone der
Augenbrauen, am linken Nasenloch und um die Unterlippe. Im Streiflicht erweist sich
der Hut als verändert; die Krempenkontur war einst weniger ausladend, und der Hut-
kopf krönte mit zylindrischer Spitze die Figur. Ebenso ist eine breitere Schulterkontur
sichtbar. Als Reste einer überdeckten Malschicht erscheinen eine feingliedrigere Verzie-
rung längs des Ärmels und eine kurvig nacli oben geschwungene ungleichmäßig abge-
setzte Schärpe an Stelle des heute sichtbaren groben horizontalen Balkens. Die merk-
würdig schablonenhaft-flächig ausgeschnittene Hintergrundwand gibt den Blick frei auf
eine den anderen Hintergrundübermalungen verwandte Abendlandschaft. Farbigkeit und
Flächenkomposition des Bildes sind entscheidend verändert.

Kat.ijj Bildnis eines Malers, oder richtiger: Bildnis eines Sitzenden Herrn, 1648—50,
Frick-Collection, New York (Abb. 157,159).

Dieses Gemälde hat ungefähr sein Format behalten (kontrollierbar am Original und be-
sonders gut im Röntgenbild an der Dehnung der Spanngirlanden). Es trägt ein Mono-
gramm FH und ein Datum 165 ..., wobei die letzte Zahl verwischt oder abgeschnitten
ist. Die Signatur entspricht nicht den bekannten glaubwürdigen Hals-Signaturen. Doch
liegt bei einem angegebenen Datum von späterer Hand die Möglichkeit einer Trans-

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