skription nahe, von der Rückseite der Leinwand, vom ersten Keilrahmen oder von der
überdeckten ursprünglichen Malschicht. Der unterschiedliche Charakter des Farbauftrags
und das verschiedenartige Craquele weisen auf zwei verschiedene Vorgänge: die Hand
mit dem Pinsel, die Lehne des Stuhls, die Glanzlichter auf dem dunklen Gewand und die
Manschette, Partien des Gesichts (Stirn, Schläfe, Brauen, Lider, Nase, Schnurrbart,
Mundwinkel, untere rechte Wangenhälfte und Kinn) — all diese Partien zeigen eine von
der sonst zarten, oberflächlichen Rißbildung abweichende tiefere, schwundsprungartige
Zersplitterung der Farbe, die sogenannte »Frühsprungbildung« (verursacht durch die
mangelnde Haftung frischen Farb-Bindemittels an älteren, in sich durchgetrockneten
Schichten). Die Partien rechts in Höhe der Hand sind sehr beschädigt. Der mit dick auf-
getragener Farbe gemalte Hintergrund und der dünn gemalte Hut zeigen nur dünne
Risse. Ob also die Hintergrundveränderung von derselben Hand ist wie die übrigen
Übermalungen, ist nicht belegbar. Die sichtbaren Teile einer überdeckten früheren
Malerei betreffen die breitere linke Schulterkontur, andere Armhaltungen, den Falten-
verlauf des noch unter der Ausmalung der Stuhllehne und dem schwarzen Jackett ver-
folgbaren beigen Mantels, die linke Kragenecke und den Hut. Im Röntgenbild erscheint
die einheitliche Modellierung des Gesichtes sehr hell; dagegen undeutlich, ungleichmäßig
nur einige Flecken in und über der Höhe der jetzigen rechten Hand, die nur unklar zu
erkennen sind. Eine Ergänzung des auch in den erhaltenen Partien (Mantelteile, Kragen-
zonen, schmale Streifen des Gesichts) sehr dünnen, blassen Bildes läßt sich aus dem
technischen Befund allein nicht ableiten. Jedoch hat sich eine Zeichnung der Haarlemer
Schule erhalten (Abb. 15S)25, die einen Haltungstypus wiedergibt, der sehr gut die ur-
sprüngliche Darstellung zeigt und sich auch mit dem Befund des Röntgenbildes ver-
trägt.
Ein Vergleich mit der Darstellung der Hand bis einschließlich der Manschettenkante er-
weist die heute sichtbare Handhaltung (sowie auch die Stuhllehne und ihre Verzierung,
den Pinsel in seiner Haltung) als genaue Kopie nach dem Bildnis Isaac A. Massa
(Kat. 22) in Toronto (Abb. 159,160). Nur an die Stelle des Ilexzweiges ist ein dürrer
Pinsel getreten. Ob die Dekomposition, totale Abänderung der Farbigkeit des Bildes, wie
auch Umarbeitung der Pose zu einer (selbst für einen Sitzriesen unglaubwürdig hoch
über der Lehnenkante erhobenen) Sitzhaltung — ob diese Umarbeitung von dem Maler
der klassizistischen, in ungleich einfallender Beleuchtung gezeigten Säule stammt, muß
offen bleiben.
Kat. 141 Bildnis einer sitzenden Dame, 1648—50, New York (Abb. 154).
Die starre Abgrenzung der Haare und die eckige Kontur der Kleidung verrät die Grenze
zwischen angefügter Übermalung und erhaltenem Bildbestand. Der Mund und der rechte
Mundwinkel sind übermalt, ebenso sind Retuschen an der Kleidung erfolgt. Die obere
Gesichtshälfte und die Partie der Hände — mit Ausnahme des Daumens der rechten
Hand und des linken Ringfingers — sind jedoch in einwandfreiem Zustand. Für eine Ver-
änderung des Formates sind keine Indizien gegeben. Ein auffallendes Attribut ist die
glatte Säule auf der linken Seite des Hintergrundes. Sie hat ihr Pendant in der ihr spiegel-
verkehrt entsprechenden Säule im Herrenbildnis (Kat. 140, Abb. 157). Das Hintergrund-
25 Vgl. den von Werner Sumowski verfaßten Katalog »Handzeichnungen Alter Meister in
Schweizer Privatbesitz«. Bremen/Zürich 1967, Nr. 166. Die mir freundlicherweise vom
jetzigen Besitzer mitgeteilte neuere Zuschreibung lautet »Jasper Casteleyn« (?-iö53).
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überdeckten ursprünglichen Malschicht. Der unterschiedliche Charakter des Farbauftrags
und das verschiedenartige Craquele weisen auf zwei verschiedene Vorgänge: die Hand
mit dem Pinsel, die Lehne des Stuhls, die Glanzlichter auf dem dunklen Gewand und die
Manschette, Partien des Gesichts (Stirn, Schläfe, Brauen, Lider, Nase, Schnurrbart,
Mundwinkel, untere rechte Wangenhälfte und Kinn) — all diese Partien zeigen eine von
der sonst zarten, oberflächlichen Rißbildung abweichende tiefere, schwundsprungartige
Zersplitterung der Farbe, die sogenannte »Frühsprungbildung« (verursacht durch die
mangelnde Haftung frischen Farb-Bindemittels an älteren, in sich durchgetrockneten
Schichten). Die Partien rechts in Höhe der Hand sind sehr beschädigt. Der mit dick auf-
getragener Farbe gemalte Hintergrund und der dünn gemalte Hut zeigen nur dünne
Risse. Ob also die Hintergrundveränderung von derselben Hand ist wie die übrigen
Übermalungen, ist nicht belegbar. Die sichtbaren Teile einer überdeckten früheren
Malerei betreffen die breitere linke Schulterkontur, andere Armhaltungen, den Falten-
verlauf des noch unter der Ausmalung der Stuhllehne und dem schwarzen Jackett ver-
folgbaren beigen Mantels, die linke Kragenecke und den Hut. Im Röntgenbild erscheint
die einheitliche Modellierung des Gesichtes sehr hell; dagegen undeutlich, ungleichmäßig
nur einige Flecken in und über der Höhe der jetzigen rechten Hand, die nur unklar zu
erkennen sind. Eine Ergänzung des auch in den erhaltenen Partien (Mantelteile, Kragen-
zonen, schmale Streifen des Gesichts) sehr dünnen, blassen Bildes läßt sich aus dem
technischen Befund allein nicht ableiten. Jedoch hat sich eine Zeichnung der Haarlemer
Schule erhalten (Abb. 15S)25, die einen Haltungstypus wiedergibt, der sehr gut die ur-
sprüngliche Darstellung zeigt und sich auch mit dem Befund des Röntgenbildes ver-
trägt.
Ein Vergleich mit der Darstellung der Hand bis einschließlich der Manschettenkante er-
weist die heute sichtbare Handhaltung (sowie auch die Stuhllehne und ihre Verzierung,
den Pinsel in seiner Haltung) als genaue Kopie nach dem Bildnis Isaac A. Massa
(Kat. 22) in Toronto (Abb. 159,160). Nur an die Stelle des Ilexzweiges ist ein dürrer
Pinsel getreten. Ob die Dekomposition, totale Abänderung der Farbigkeit des Bildes, wie
auch Umarbeitung der Pose zu einer (selbst für einen Sitzriesen unglaubwürdig hoch
über der Lehnenkante erhobenen) Sitzhaltung — ob diese Umarbeitung von dem Maler
der klassizistischen, in ungleich einfallender Beleuchtung gezeigten Säule stammt, muß
offen bleiben.
Kat. 141 Bildnis einer sitzenden Dame, 1648—50, New York (Abb. 154).
Die starre Abgrenzung der Haare und die eckige Kontur der Kleidung verrät die Grenze
zwischen angefügter Übermalung und erhaltenem Bildbestand. Der Mund und der rechte
Mundwinkel sind übermalt, ebenso sind Retuschen an der Kleidung erfolgt. Die obere
Gesichtshälfte und die Partie der Hände — mit Ausnahme des Daumens der rechten
Hand und des linken Ringfingers — sind jedoch in einwandfreiem Zustand. Für eine Ver-
änderung des Formates sind keine Indizien gegeben. Ein auffallendes Attribut ist die
glatte Säule auf der linken Seite des Hintergrundes. Sie hat ihr Pendant in der ihr spiegel-
verkehrt entsprechenden Säule im Herrenbildnis (Kat. 140, Abb. 157). Das Hintergrund-
25 Vgl. den von Werner Sumowski verfaßten Katalog »Handzeichnungen Alter Meister in
Schweizer Privatbesitz«. Bremen/Zürich 1967, Nr. 166. Die mir freundlicherweise vom
jetzigen Besitzer mitgeteilte neuere Zuschreibung lautet »Jasper Casteleyn« (?-iö53).
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