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Hals, Frans [Hrsg.]; Grimm, Claus <Prof., Dr.> [Hrsg.]
Frans Hals: Entwicklung, Werkanalyse, Gesamtkatalog — Berlin, 1972

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https://doi.org/10.11588/diglit.29837#0013
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EINLEITUNG

Omnis mundi creatura
Quasi liber et pictura
Nobis est et speculum
Alanus ab Insulis

»Wenn, wie wir meinen, die unbewußte Tätigkeit des Geistes

darin besteht, einem Inhalt Formen aufzuzwingen,

und wenn diese Formen im Grunde für alle Geister, die alten

und die modernen, die primitiven und die zivilisierten

dieselben sind - wie die Untersuchung der symbolischen Funktion,

wie sie in der Sprache zum Ausdruck kommt, überzeugend nachweist -,

ist es notwendig und ausreichend, die unbewußte Struktur,

die jeder Institution oder jedem Brauch zugrunde liegt, zu finden,

um ein Interpretationsprinzip zu bekommen, das fixr andere

Institutionen und andere Bräuche gültig ist, vorausgesetzt

natürlich, daß man die Analyse weit genug treibt«

Claude Levi-Strauss, Strukturale
Anthropologie. Frankfurt 1967, S. 35

»Pintura ya se que sea;

Que en el templo he visto tablas,
Que, de colores compuestas,

Ya representan paises,

Ya batallas representan,

Siendo una noble mentira
De la gran naturalza;

Pero retrato, non se
Que es.«

Campaspe in Calderons
»Darlo todo y no dar nada«

Die vorliegende Arbeit versteht sich ihrem »äußeren« Thema nach als Monographie.
Doch ist es heute noch zu rechtfertigen, Geschichte in Einzeldarstellungen zu schreiben —
lange nach dem Abebben vitalistisch-spekulativen Interesses an Tat und Wesen der
»überragenden« Individuen? Ist aiese zwar noch häufig praktizierte, sehr traditionelle
thematische Form für die Beantwortung heute akuter Fragen angemessen? Selten, wäre
die Antwort, doch mit Sicherheit da, wo das Monographische eine Form ist, die bisher
undeutliche Zusammenhänge präziser erfassen und neuen Fragestellungen erschließen
kann.

Solche Arbeit zielt nicht auf die Vermehrung von Kunstgenuß. Wie Ernst Cassirer1 dar-
gelegt hat, kann das vom Künstler Erlebte und Ausgesagte nur im jeweils vorhandenen
Maße nachträglicher Übereinstimmung mit dessen Anschauungsweisen nachvollzogen

1 Ernst Cassirer, Phänomenologie der Erkenntnis. Neuauflage, Darmstadt, 1956.

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