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Hals, Frans [Hrsg.]; Grimm, Claus <Prof., Dr.> [Hrsg.]
Frans Hals: Entwicklung, Werkanalyse, Gesamtkatalog — Berlin, 1972

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https://doi.org/10.11588/diglit.29837#0337
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nahmen wenig Notiz von Hals, seine Würdigung durch bedeutende Maler geschah
erst im neunzehnten Jahrhundert — eine Ausnahme stellt die kleine Nachzeichnung Wat-
teaus nach einem der Kinderköpfe des Rommelpotspielers dar. Erstmals in der zweiten
Hälfte des 18. Jahrhunderts fand die Malerei Hals' breitere Beachtung. Im Rahmen der
Neubesinnung auf die nationale holländische Kunsttradition wurden Kopien und Nach-
zeichnungen nach seinen Werken gefertigt von Cornelis van Noorde (1731-95), Hen-
drick Tavenier (1734-1807), Wybrand Hendriks (1744-1831) und Jan Gerard Waldorp
(1740-1808). Der die Eigenwertigkeit des Ästhetischen in den unmittelbar sichtbaren
Farbeigenschaften zurückentdeckende Realismus fand in der Malerei Hals' viele Gemein-
samkeiten mit der eigenen Sehweise. Die stark verselbständigte Erscheinungsweise der
Farbe bei Hals wurde schließlich Vorbild für die Impressionisten.

In unserem Jahrhundert hat sich die Wertschätzung Hals' von begeisterter Identifikation
gemildert zu respektvoller Distanz. Die Beachtung Rembrandts und Vermeers dagegen
blieb, ja, hat sich verstärkt. Und dies darum, weil sich seit dem Impressionismus ein
Wandel des Selbstverständnisses vollzogen hat: vom Fortschrittsglauben des bürgerlich-
idealistischen Zeitalters zur Analyse einer auf sich selbst zurückgeworfenen Existenz. Wo
diese sich im Sichtbaren der Kunstwerke wiedererkennen will, ist ihr die verklärende
Distanz des Vermeerschen Farbenzaubers und die zur verhaltenen Lichtglut transfor-
mierte Bildwelt Rembrandts adäquater als die unmittelbare, nur wenig gedämpfte
Lebensfreude und nahe Gegenwart der Individuen Hals'. Auch verträgt sich die heute
noch nachwirkende spätromantische Vorstellung des hervorbringungsbewußten Künst-
lers, der ästhetisch transformiert oder ausdrucksg -

Werken eines Meisters, dem die unmittelbare Re = m
worden ist.

»Es gibt kein anderes Jahrhundert, in dem das Ide =-
lastet, in welchem das Leben ein solches Bild irdis — T~
des Geistes geworfen hätte«, sagt Huizinga in seiner ( E_
lerei Hals' ist einer der Höhepunkte dieser geschich E p
der umfassendste Wirklichkeitsbegriff mit der sub E
keit identisch wird, und der nächste Moment, wc =Q
nungsform zurücksinkt, und jene nur noch wie der =-^
fläche auf die bewegende Strömung darunter ver\ =_

Geschichte der historische Augenblick, der nirge = ^

Niederschlag gefunden hat.

Die Fragestellung, zu der eine latente Problemati E"
spannt und zugleich sehr deutlich formuliert, dennc =—
von Wagnis und Entscheidung mit, sondern auch c =-
Die Paradoxie, in die Darstellungsinhalt und Dar - r-
an einer »spätzeitlichen« Schwelle nahe vor der \ E_
barkeit angelangt. Zu der das Kunstwerk stiftender E ^
sammenfallen von transzendenter und immanentei E
gebenen, geglaubten und eines als dem Objekt na E~
trollierbaren Moments. Die Beurteilung künstlerisdl E—1
— Wahrheit ist gefährdet, wo die bloß »gesetzten< E.

Themas verkannt werden, wo die Anteiligkeit der -
überprüften und spekulativen Inhalten überschätzt -


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