motiv mit den beiden Kirchtürmen ist dem im Damenbild (Kat. 8) nahe verwandt. Ein
Pendantbezug zu dem Bild (Kat. 240) ist möglich, wenn auch nicht schlagend ersichtlich.
Die gemeinsamen Säulen stammen offensichtlich aus einer gemeinsamen Hängung, für
welche möglicherweise beide Bilder auf Pendants gestimmt worden sind oder zusätzlich
als solche betont wurden. Der Überbewertung dieses nachträglichen Umstands verdankt
die mit übermaltem Mund still vor sich hinlächelnde Patrizierin ihre befördernde Er-
nennung zur Lebensgefährtin erst Hals' und dann sogar Rembrandts26.
Kat. 133 Bildnis eines Herrn, um 1646, Los Angeles, Slg. Norton Simon (Abb. 153).
Wie in den oben erwähnten Beispielen verbirgt die nachträgliche Übermalung desHinter-
grundes sehr wahrscheinlich einen breitkrempigen Hut. Eine fremdartig grobe und starre
Hand ist in Brusthöhe eingefügt. Die Umänderung des Gewandes einschließlich des
Kragens scheint der nachträglichen Motivierung der Anfügung zu dienen27.
Heute noch mögliche Wiederherstellung durch Restaurierung
Ein Zurückkehren zum ursprünglichen Zustand kann nur in den seltenen Fällen erwogen
werden, wo die berechtigte Vermutung besteht, daß die Übermalung nicht eine bereits
ruinöse Farbschicht überdecken. Neben dem Wunsch, daß leicht durchführbare Reini-
gungen vorgenommen werden, wie sie das Bildnis eines jungen Mannes mit breitkrem-
pigen Hut (Kat.42), um 1628, Washington, nötig hätte (das Bild zeigt eine neuerliche
Verschmutzung durch Fliegen und Staub), hoffen wir, daß von Fall zu Fall bei Restau-
rierungen Übermalungen entfernt werden können, wie das bei Partien des »Singenden
Jungen mit einer Flöte« (Kat. 30) um 1627, in Berlin bereits geschehen ist (dort sind der
Faltenverlauf der Schärpe und die Haltung der linken Hand im ursprünglichen Zustand
wieder freigelegt worden).
Die Schicksale des »Verdonck«-Bildes und des Herrenbildes in Cambridge sind bekann-
ter geworden: das Bildnis Verdonck (Kat. 37) 1627, Edinburgh, kam 1916 in die National
Gallery of Scotland unter dem Namen »The Toper«. Es zeigte den Dargestellten mit
einem Trinkglas in der Hand und rotem Samtbarett auf dem Kopf. Der Restaurator
A. M. de Wild erkannte es als das verloren geglaubte Werk wieder, das der Reversstich
von Jan van de Velde II zeigte. Röntgenphotos bestätigten seine Vermutungen. Er ent-
fernte Barett und Glas und fand den bewegten Haarschopf des Verdonck ebenso wie den
von seiner Hand geschwungenen Kinnbacken unversehrt erhalten. Van Dantzig bemerkte
1937 die grobe Malerei der heute sichtbaren Hand. Uns scheinen trotz der Restaurierung
Partien des Bildes, nämlich Hand und Armansatz, noch Reste der sonst beseitigten Über-
malung zu sein. Darauf weisen die unverhältnismäßig grobe Ausführung der Hand und
das in seiner Flachheit angestückt, nicht angewachsen wirkende Armstück einerseits, so-
wie die durchscheinende Malerei, und andererseits der Vergleich mit der Darstellung des
Reversstiches, die eine feingliedrigere, anatomisch genauer ausgeführte und plastischere
26 Dirk Vis, Rembrandt und Geertje Dircks: de identiteit van Frans Hals' Portret van een
schilder en de vrouw van de kunstenaar. Haarlem 1965.
27 Wie mir freundlicherweise der Besitzer des Bildes mitteilt, sind im Röntgenbild keine
Indizien für meine Angaben enthalten. Meine Folgerungen ergeben sich aus der Beobach-
tung des Originals im Streiflicht und frontal in heller Beleuchtung. Doch auch für die
Rekonstruktion anderer Beispiele - z. B. für das Bild Kat. 140 gibt die Röntgenaufnahme
kaum Hilfen, obwohl die nachträglichen Änderungen offensichtlich sind.
27
Pendantbezug zu dem Bild (Kat. 240) ist möglich, wenn auch nicht schlagend ersichtlich.
Die gemeinsamen Säulen stammen offensichtlich aus einer gemeinsamen Hängung, für
welche möglicherweise beide Bilder auf Pendants gestimmt worden sind oder zusätzlich
als solche betont wurden. Der Überbewertung dieses nachträglichen Umstands verdankt
die mit übermaltem Mund still vor sich hinlächelnde Patrizierin ihre befördernde Er-
nennung zur Lebensgefährtin erst Hals' und dann sogar Rembrandts26.
Kat. 133 Bildnis eines Herrn, um 1646, Los Angeles, Slg. Norton Simon (Abb. 153).
Wie in den oben erwähnten Beispielen verbirgt die nachträgliche Übermalung desHinter-
grundes sehr wahrscheinlich einen breitkrempigen Hut. Eine fremdartig grobe und starre
Hand ist in Brusthöhe eingefügt. Die Umänderung des Gewandes einschließlich des
Kragens scheint der nachträglichen Motivierung der Anfügung zu dienen27.
Heute noch mögliche Wiederherstellung durch Restaurierung
Ein Zurückkehren zum ursprünglichen Zustand kann nur in den seltenen Fällen erwogen
werden, wo die berechtigte Vermutung besteht, daß die Übermalung nicht eine bereits
ruinöse Farbschicht überdecken. Neben dem Wunsch, daß leicht durchführbare Reini-
gungen vorgenommen werden, wie sie das Bildnis eines jungen Mannes mit breitkrem-
pigen Hut (Kat.42), um 1628, Washington, nötig hätte (das Bild zeigt eine neuerliche
Verschmutzung durch Fliegen und Staub), hoffen wir, daß von Fall zu Fall bei Restau-
rierungen Übermalungen entfernt werden können, wie das bei Partien des »Singenden
Jungen mit einer Flöte« (Kat. 30) um 1627, in Berlin bereits geschehen ist (dort sind der
Faltenverlauf der Schärpe und die Haltung der linken Hand im ursprünglichen Zustand
wieder freigelegt worden).
Die Schicksale des »Verdonck«-Bildes und des Herrenbildes in Cambridge sind bekann-
ter geworden: das Bildnis Verdonck (Kat. 37) 1627, Edinburgh, kam 1916 in die National
Gallery of Scotland unter dem Namen »The Toper«. Es zeigte den Dargestellten mit
einem Trinkglas in der Hand und rotem Samtbarett auf dem Kopf. Der Restaurator
A. M. de Wild erkannte es als das verloren geglaubte Werk wieder, das der Reversstich
von Jan van de Velde II zeigte. Röntgenphotos bestätigten seine Vermutungen. Er ent-
fernte Barett und Glas und fand den bewegten Haarschopf des Verdonck ebenso wie den
von seiner Hand geschwungenen Kinnbacken unversehrt erhalten. Van Dantzig bemerkte
1937 die grobe Malerei der heute sichtbaren Hand. Uns scheinen trotz der Restaurierung
Partien des Bildes, nämlich Hand und Armansatz, noch Reste der sonst beseitigten Über-
malung zu sein. Darauf weisen die unverhältnismäßig grobe Ausführung der Hand und
das in seiner Flachheit angestückt, nicht angewachsen wirkende Armstück einerseits, so-
wie die durchscheinende Malerei, und andererseits der Vergleich mit der Darstellung des
Reversstiches, die eine feingliedrigere, anatomisch genauer ausgeführte und plastischere
26 Dirk Vis, Rembrandt und Geertje Dircks: de identiteit van Frans Hals' Portret van een
schilder en de vrouw van de kunstenaar. Haarlem 1965.
27 Wie mir freundlicherweise der Besitzer des Bildes mitteilt, sind im Röntgenbild keine
Indizien für meine Angaben enthalten. Meine Folgerungen ergeben sich aus der Beobach-
tung des Originals im Streiflicht und frontal in heller Beleuchtung. Doch auch für die
Rekonstruktion anderer Beispiele - z. B. für das Bild Kat. 140 gibt die Röntgenaufnahme
kaum Hilfen, obwohl die nachträglichen Änderungen offensichtlich sind.
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