Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Grisebach, August
Deutsche Baukunst im XVII. Jahrhundert — Bibliothek der Kunstgeschichte, Band 15: Leipzig: Verlag von E.A. Seemann, 1921

DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.55554#0009
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
es im Grunde wohl zu Mute ist, wenn die formale
Rechnung nicht ganz aufgeht.
Wenn sich nun auch Furttenbach gegen eine formel-
hafte Grundrißbildung wehrt, so zeigen doch seine Ent-
würfe ebenfalls das Verlangen der Zeit nach einem
Gleichgewicht des Baukörpers. Und zugleich ist auch
er um eine übersichtliche Gestaltung des einzelnen
Raumes, um eine Klärung des Grundrisses bemüht,
ohne ihm der Fassade zuliebe Gewalt anzutun. Wie
der Meriansche Stich zeigt, sollte ursprünglich auch
der Rathaushof in Nürnberg einheitlich umbaut werden.
Wo der Flofraum architektonisch durchgebildet zu wer-
den pflegt wie in Nürnberg, nimmt er an der neuen
Auffassung teil (Peilerhaus). Es ist die Zeit, wo auch
in Deutschland die Wendeltreppe der bequemeren grad-
läufigen Platz macht. Im norddeutschen Patrizierhaus
repräsentiert sich das gesteigerte Raumgefühl nicht im
Hof, sondern im Innern des Hauses, in der Diele.
Ein Mann besonderen Schlages ist der Stadtbau-
meister Augsburgs, Elias Holl. Tiefer ergrisfen als
seine Landsleute von der Klarheit der Gliederung und
der Kraft plastisch körperhafter Gestaltung Italiens
suchte er sein Erlebnis den eignen Werken mitzuteilen.
Aus dem Bau des 29jährigen, dem Zeughaus, kurz
nach seiner italienischen Reise entstanden, spricht ein
stürmisches Temperament, nicht unähnlich dem des
jungen Rubens, der sein Zeitgenosse ist und mit dem
Holl sich an kraftvoller Auseinandersetzung mit Italien
wohl messen kann. Gegenüber der drängenden Plastik
des Zeughauses erscheint das Schlachthaus maßvoller,

5
 
Annotationen